Saga Online-1Der Okkultistvon Oliver Mayes
Ein
Charakter wird erstellt
Damien trat aus der einst von Kultisten heimgesuchten Höhle,
nur um festzustellen, dass sein Schicksal besiegelt war. Durch eine Lücke
zwischen den Bäumen konnte er sehen, wie die Sonne langsam hinter den weit
entfernten Bergspitzen verschwand. Falls es ihm nicht gelingen würde, Concoret
vor Einbruch der Dunkelheit zu warnen, würde es verheerende Folgen haben.
Er setzte seinen Rucksack auf und rannte auf den Wald zu.
Das dumpfe Dröhnen seiner Plattenstiefel betonte die ansonsten unheimliche
Stille. Er hatte seine Quest abgeschlossen, eines der vielen
Kultisten-Verstecke in der Region gefunden und ihre Anzahl dezimiert. Doch
unter den Habseligkeiten der Gefallenen hatte er ein Sendschreiben gefunden. Es
handelte sich um die Befehle ihres Dunklen Meisters, den nahegelegenen Ort zu
infiltrieren und die Seelen der Unschuldigen zu sammeln, während sie schliefen.
Die Befehle würden an diesem Abend ausgeführt werden.
Damien lief noch schneller. Seine Atmung beschleunigte sich
und passte sich seinen Schritten an. Wenn das sein einziges Problem gewesen
wäre, hätte er vielleicht eine Lösung gefunden. Aber unglücklicherweise hatte
er seiner Mutter versprochen, erst Saga Online zu spielen, nachdem er seine
Schulaufgaben erledigt hatte, und sie erwartete ihn in 15 Minuten zum
Abendessen.
Es wäre zwar
schrecklich, wenn Concoret den Kultisten zum Opfer fallen würde, aber es wäre
noch bedeutend schlimmer, wenn seine Mutter ihn auf seinem Bett vorfinden würde
– in seiner Unterwäsche und mit dem VR-Headset auf dem Kopf. Falls sie ihn
erwischen würde, bevor er in Concoret angekommen war, würde sie unglaublich
wütend sein.
Damien verlangsamte
sein Tempo ein wenig, während er sein Statistikfenster öffnete, um seine
heutigen Fortschritte zu überprüfen.
Benutzername:
Damien Arkwright
Charakter: Scorpius
Klasse: Krieger
Level: 28
Gesundheit: 854/1.200
Ausdauer: 536/950
Attribute:
Stärke: 116, Beweglichkeit: 72,
Intelligenz: 37
Konstitution: 120, Durchhaltevermögen:
95, Weisheit: 37
Attributpunkte: 5
Erfahrung: 1.893/29.000
Während des Kampfes
hatte er gelevelt und fünf neue Attributpunkte erhalten. Er widerstand der
Versuchung, sie Beweglichkeit zuzuweisen, weil er dadurch einen kleinen
Geschwindigkeitsboost erhalten würde, und verteilte sie stattdessen auf Stärke,
wo sie nützlicher wären. Damiens Attribute bestimmten, was er in Saga Online
tun konnte und was nicht. Daher musste er ihre Verteilung ernst nehmen.
Es waren auf alle
Fälle interessantere Kriterien, ihn zu beurteilen, als sein
Central-Union-Profil: männlich, Kaukasier, 16 Jahre, Einzelkind, ein Elternteil
mit alleinigem Sorgerecht, Online-Schulgeldklasse B, Haushaltseinkommensstufe
D, Krankenversicherungsstufe D. In die Schulgeldklasse B zu kommen, war harte
Arbeit gewesen, aber die übrigen Informationen sagten wenig über Damien selbst
aus. Sie bezogen sich stattdessen auf die Umstände seiner Geburt. Er zog die
Statistik seines Charakters der seiner eigenen Person vor, vor allem, weil er
Einfluss darauf gehabt hatte. Während er seine eigenen Einstellungen nicht hatte
individuell einrichten können, hatte er die Entwicklung seines Charakters unter
Kontrolle.
Damien kannte sich
mit der Erstellung eines Charakters aus. Er wusste, dass die Ausrichtung von
Charakteren schnell in deren Zerstörung enden würde, wenn man die Eigenschaften
nicht sorgfältig wählte. Daher wusste er nur zu genau, dass es keine gute Wahl
gewesen war, seine Schulaufgaben nicht zu erledigen.
Damien schloss das
Statistikfenster und zwang sich, schneller zu laufen. Die letzte Quest hatte
unverschämt lange gedauert. Die Kultisten praktizierten zwar dunkle Magie, doch
sie waren nicht das Problem gewesen. Ihre Stoffgewänder und niedrigen
physischen Attribute waren kein großer Schutz gewesen, und sie hatten nur die
Hälfte ihrer Zauber wirken können, bevor Damien seine eigene, besondere Magie
eingesetzt und ihnen sein Schwert in die Luftröhre gestoßen hatte. Für immer
zum Schweigen gebracht. Nein, die Kultisten zu besiegen, war leicht gewesen.
Das Problem waren die Kreaturen gewesen, die sie beschworen hatten.
Damien hoffte, nie
mehr einem Kobold begegnen zu müssen. In all den Jahren, in denen er bereits
gespielt hatte, war er noch nie einem Feind begegnet, der so vollkommen
unberechenbar war.
Kobolde waren
wilde, starrköpfige Knirpse. Die personifizierte Wut, die auf eine umfangreiche
Lobotomie folgte. Solange sie unter der Kontrolle von Kultisten waren,
verhielten sie sich mehr oder weniger so, wie man es erwarten würde: Sie
kratzten, bissen, sprangen umher und knurrten. Nachdem Damien ihre Meister
getötet hatte, hatte es jedoch den Anschein gehabt, als ob ein geistig
gestörter Gott einen Würfel mit Millionen von Seiten gerollt hätte, um zu
entscheiden, was sie als Nächstes tun sollten.
Einer von ihnen
hatte Damiens Fackel gestohlen, sich angezündet und die Krallen in sein Bein
geschlagen, um sich wie eine Klette an sein Bein zu klammern, und
unverständlich geschrien, bis er gestorben war. Das hatte sowohl Damien als
auch seiner Ausrüstung erheblichen Schaden zugefügt. Außerdem war er gezwungen
gewesen, zum Eingang des Dungeons zurückzukehren, um eine neue Fackel zu
finden. Ein anderer Kobold war in die Höhle geflohen und bösartig hinter jedem
zweiten Stein hervorgesprungen, um Damien gegen das Schienbein zu treten.
Doch die Erfahrung
mit der Kreatur, die Damien am schnellsten hatte erledigen können, war mit
Abstand die ekelhafteste gewesen: Ein besonders sturer Kobold hatte sich seinen
Weg an die Decke erkämpft und versucht, seine Notdurft auf Damiens Kopf zu
verrichten. In dem Moment, als etwas vor seine Füße geplumpst war und ihn
veranlasst hatte, nach oben zu schauen, waren alle Zweifel, die er an der
Realitätsnähe von Saga Online gehabt hatte, ein für alle Mal verschwunden.
Damien schüttelte
sich bei der Erinnerung an den Vorfall. Es geschah ihm wahrscheinlich ganz
recht, weil er wegen seines Alters gelogen hatte. Unkenntlich gemacht oder
nicht, einen Koboldhintern hatte er sich nicht erhofft, als er angegeben hatte,
18 oder älter zu sein. Positiv gesehen, war der Stunt letztendlich nach hinten
losgegangen, als der gegen das Schienbein tretende Kobold auf der Schweinerei
ausgerutscht war.
Wegen des
Widerstands der Kobolde hatte die Quest eine volle Stunde gedauert, 20 Minuten
länger, als Damien geplant hatte. Und als er gedacht hatte, dass sie vorbei
wäre, hatte Saga Online ihm diesen zeitbegrenzten Event angeboten.
Damien stöhnte beim
Laufen und dachte über seine Alternativen nach. Sollte er vermeiden, dass seine
Mutter im realen Leben ein wenig ärgerlich würde, oder verhindern, dass mehrere
Hundert Leute in der virtuellen Realität ermordet würden? Irgendwie hatte er
das Gefühl, ihr die Situation zu erklären, würde nicht viel helfen.
„Entschuldige,
Mama. Ich habe gesagt, es würde nicht wieder vorkommen, aber es war sehr
wichtig, weil ich das Leben von mehreren Leuten retten musste, und wenn ich die
Sache nicht zu Ende gebracht hätte, hätte ich mir für nichts und wieder nichts
fast von einem Kobold auf den Kopf kacken lassen.”
Nein, das würde das
Problem wahrscheinlich noch verschärfen anstatt es zu lösen.
Ein Blick auf die
Uhr am Rand seines HUDs bestätigte, dass die Zeit immer noch schneller verging,
als ihm lieb war.
Unvermittelt hielt
er vor einer Lichtung an. Es war sinnlos. Er würde es nicht schaffen. Es wäre
besser, sich auszuloggen und nach dem Abendessen zu versuchen, die Leute zu
retten.
Außerdem ist es ein
virtueller Ort, dachte er und verzog das Gesicht, aber eine sehr reale Mutter.
Er seufzte und öffnete das Ingame-Menü. Es überlagerte sein Sichtfeld mit transparentem
Blau, der einzige Hinweis auf fortschrittliche Technologie in der sonst
rigorosen Fantasy-Umgebung des Spiels. Concoret würde noch da sein, wenn er
zurückkehren würde. Wahrscheinlich.
Damiens Besorgnis
schwand, während er durch die Menüoptionen scrollte. Sein Headset, ein
Neuronen-optimierender Optik-Booster, las seine Ingame-Bewegungen und
-Absichten zu gleichen Teilen, um den gewünschten Scrolling-Effekt zu erzielen.
Er wollte gerade die Logout-Taste bedienen, als das Menü plötzlich unscharf wurde
und ein Fenster darüber eingeblendet wurde.
Einladung
zum Voice-Chat: Mobius46, Gamer-ID 000046, A/D
Damien fluchte
innerlich. Es war sein Handler von Mobius Enterprises. Er warf einen flüchtigen
Blick auf die Uhr und entschied, dass er gerade noch genug Zeit hatte, den
Anruf anzunehmen. Danach würde er sich GANZ BESTIMMT ausloggen. Er nickte kurz
und hörte gleich darauf einen Ping. Sie waren verbunden.
„Hallooooo! Wie
geht’s, äh, wie geht’s, wie steht’s?” Damien hörte das Rascheln von Papier am
anderen Ende. „Damien! Alles klar bei dir, Kumpel?”
Für einen Moment
erwog Damien, konstruktives Feedback zu seiner Erfahrung mit den Kobolden zu
geben, doch er entschied sich dagegen. Er könnte später einen detaillierteren
Bericht abgeben.
„Mir geht’s gut,
Kevin. Wie ...?
„Ausgezeichnet,
ganz ausgezeichnet. Ähm, hör zu. Was würdest du dazu sagen, gegen einen Mob
anzutreten, den wir in der Beta-Version testen müssen? Du wirst die allererste
Person sein, die gegen ihn kämpfen kann! Ist das nicht cool? Ich lade dir die
Datei gerade hoch.”
Damien widerstand
dem Impuls, den Anruf zu beenden und auszuloggen. Diese Angelegenheit war viel
ernster als seine Quest. Er konnte es sich nicht leisten, diesen Typen zu
verärgern. Er hatte es nur Kevin zu verdanken, dass er das Spiel überhaupt
spielen konnte.
Kevin war ihm vor
einem Monat zugewiesen worden, als Damien sich für das Beta Testing von Saga
Online registriert hatte. Es war zwar auf einem privaten Server ohne andere
Spieler und er konnte nur in zwei Zonen spielen, doch es war trotzdem jede
Menge Inhalt. Kevin hatte ihn mit dem Spiel ausgestattet und ihm außerdem sogar
ein so treffend bezeichnetes NOOB-Headset beschafft, als er gehört hatte, dass
Damien keins besaß.
Verglichen mit den
anderen Sachen, die Mobius Enterprises produzierte, war es einfache
Technologie, überstieg aber trotzdem die finanziellen Mittel einer Familie der
Haushaltseinkommensstufe D. Das Headset war das modernste Spielgerät, das
Damien je besessen hatte und wohlmöglich je besitzen würde. Im Gegenzug für den
Luxusartikel musste Damien Elemente kommender Spielinhalte testen.
So sehr Damien auch
unter Stress stand, er musste zugeben, dass Kevin seinen Respekt verdiente –
auch wenn er oft Damiens Namen vergaß.
„Tut mir leid,
Kevin, aber meine Mutter wartet auf mich. Ich ha...”
„Nein, nein, nein,
tu mir das nicht an!”
Damien gab auf. Er
hatte Kevin noch nie so beunruhigt erlebt. Er atmete schwer und es hörte sich
an, als ob er gleich eine Panikattacke erleiden würde.
„Kevin, was ist
los?”
Kevin holte tief Luft,
bevor es in einer wirren Welle der Hysterie aus ihm herausbrach.
„Na gut, na gut. Es
tut mir leid. Ich bin dir gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen. Ich habe um
18:30 Uhr eine Livesendung des Unternehmens und ein Typ, ein Streamer, hatte
versprochen, teilzunehmen. Doch vor ein paar Minuten hat er abgesagt. Es werden
viele Leute kommen, um sich den Kanal anzuschauen, und ich habe niemanden, der
die Lücke füllen kann. Ihr beiden seid die einzigen Kontakte, die ich im Moment
online habe, Damien. Wenn du mir nicht hilfst, bin ich geliefert. Die Werbung,
die Vorbereitung und die Arbeit, die ich in den Mob investiert habe – es wäre
alles umsonst gewesen. Sie werden mir das Projekt wegnehmen und es jemand
anderem geben. Sie werden mich übergehen und ich werde nie wieder ein
anspruchsvolles Projekt erhalten. Bitte!”
Damien erstarrte,
als er in seinem peripheren Blickfeld die Uhr sah. 18:27 Uhr. Aber es spielte
keine Rolle. Die Sendung würde um 18:30 Uhr beginnen und falls er Kevin helfen
würde, würde er sowieso zu spät zum Abendessen kommen.
„Ich muss meiner
Mutter Bescheid sagen. Ich werde mich ausloggen und zurückkommen, bevor ...”
„Dazu ist nicht
genug Zeit, Damien. Ich muss die Daten jetzt gleich auf dein Headset hochladen
und du musst online sein. Bitte bleib hier!”
Damien sah noch
einmal auf die Uhr. 18:28 Uhr. Dieser Mann hatte ihm die Gelegenheit gegeben,
ein Spiel jenseits seiner kühnsten Träume zu testen. Nun legte er seine
Karriere in Damiens Hände. Oh, Mann. Er wusste nicht, wer von ihnen es mehr
bereuen würde.
„Also gut. Geh es
mit mir durch, Kevin.”
Über sein Headset hörte
er das Klackern von Tasten, und kurz darauf erschien ein Download-Symbol im
Menü.
Erhaltene Datei: spin2win
Downloaden? Ja/Nein
Damien
konzentrierte sich auf die Auswahlbox und nickte, woraufhin das Download-Symbol
in der oberen rechten Ecke erschien. Ein Terabyte in drei Minuten.
Der Nutzer Mobius46
möchte dich in die „Testzone” teleportieren.
Akzeptierst du? Ja/Nein
Mit einem einzigen
Nicken seines Kopfes verschwand die Spielwelt um ihn herum und eine
Ladeanimation erschien. Einige Sekunden später landete Damien auf den Füßen. Da
er keine Zeit gehabt hatte, sich auf die Landung vorzubereiten, verlor er das
Gleichgewicht und fiel hintenüber. Ein guter Start.
Leise fluchend
stand er auf und sah sich die Umgebung an. Er stand in der Mitte einer enormen
unterirdischen Arena. Sie wurde von zahlreichen leuchtenden, weißen Kugeln
erhellt, die über dem geschlossenen Platz schwebten. Dicht gepackter, goldener
Sand auf dem Boden sorgte für eine trittsichere Oberfläche, aber Damien konnte
keine Ausgänge sehen. Die auffälligsten Merkmale der Arena waren vier riesige
Steinsäulen, die bis hoch zur Decke ragten und so breit waren, wie mehrere
Männer.
Kevin unterbrach
seine Untersuchung. „Ich habe dich auf dem Bildschirm, Damien. In einer Minute
sind wir live. Bist du bereit?”
Damien öffnete sein
Menü und prüfte den Fortschritt des Downloads. Noch zwei Minuten.
„Der Download ist
noch nicht abgeschlossen.”
„Keine Panik. Ich
stelle dich erst vor, und dann fangen wir an. Nachdem der Download
abgeschlossen ist, brauchst du ihn nur von deinem Menü aus aktivieren und der
Mob wird erscheinen.
Damien knirschte
mit den Zähnen. Hatte er Kevin nicht klargemacht, dass sie keine Zeit
verschwenden durften?
„Beeil dich lieber.
Wenn ich nicht zum Abendessen erscheine, zieht meine Mutter den Stecker
heraus.”
Kevin kam ins
Stottern, als Damiens Problem auf einmal auch zu seinem Problem wurde. „Aber
... das kann sie nicht machen. Du sollst das Spiel langsam verlassen. Die
Software auszuschalten, während sie noch läuft, kann negative Nebeneffekte ...”
„Das brauchst du
mir nicht zu sagen! Ich wollte ihr Bescheid sagen, aber du hast mich davon
abgehalten. Jetzt weißt du, warum.”
Damien ging zu
einer Säule hinüber, nahm seinen Rucksack ab und warf ihn achtlos auf den
Boden. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Säule und verschränkte die Arme.
„Stell alles ein
und hoffe auf das Beste. Wir haben höchstens ein paar Minuten.
Kevin stieß ein
jämmerliches Klagen aus. Damien konnte ihn nicht sehen, aber er konnte sich
Kevins verzweifeltes Händeringen lebhaft vorstellen.
„Der Feed soll
mindestens eine halbe Stunde dauern!”
Damien zuckte die
Schultern. Er konnte nichts daran ändern.
„Dann sollten wir
lieber loslegen.”
Am anderen Ende der
Leitung gab es eine lange Pause.
„Okay, ich habe
eine Idee. Ich glaube ... ” Papier raschelte. „Ja, ich glaube, das könnte
klappen. Ich schicke dir die Life-Feed-Anfrage. Er erlaubt allen, zuzuschauen,
was du machst. Sie können alles durch deine Augen sehen, also benimm dich!”
Auf Damiens
Bildschirm erschien ein neues Fenster, dass bedeutend länger war als das
vorige. Es waren die Geschäftsbedingungen.
„Es ist eine
Vereinbarung, einen Live-Stream zu machen. Scrolle einfach bis ans Ende und
akzeptiere. Diese Dinger liest sowieso niemand ... aber sag ja niemandem, dass
du das von mir gehört hast.”
Damien musste ein
Lachen unterdrücken. Er blätterte durch mehrere Seiten, bevor er an die
bekannte Checkbox „Akzeptieren/Ablehnen” am Ende kam.
Kevin atmete
erleichtert auf. „Gut gemacht, Damien. Wir haben es gerade rechtzeitig
geschafft.”
Die Uhr sprang auf
18:30 Uhr und die Chatbox wurde plötzlich lebendig.
TwinkyWinky2047: Erster!
CactusLover: Hi!
Vargus: Was geht, Noobs?
Naughtylus: Zweiter!
Robodozer: Erster!
Robodozer: Oh, verdammt, lol
OccumsAxe: Lol, Fail
Enlsdkfislde: He, Leute, seht
euch jeden Tag um 20 Uhr Sagarama an.
EvilAye: Verpiss dich, Bot.
Showtaymuuuu: Dritter!
Mehr und mehr
Nutzer erschienen in der Chatbox und die Nachrichten strömten so schnell
herein, dass Damien keine Zeit hatte, eine zu lesen, bevor die nächste eintraf.
Ein Strom nutzloser Informationen, die nie gelesen werden würden. Innerhalb
weniger Sekunden hatten sich 3.562 Leute zugeschaltet und es wurden immer mehr.
Damien war wie benommen. Das hatte er nicht erwartet.
„Guten Abend”, verkündete
Kevin mit einer Stimme, die plötzlich sehr zuversichtlich klang, „und herzlich
willkommen zur heutigen Folge von ‚Die Saga geht weiter‘.”
Damien blieb der
Mund offen. Er liebte die Sendung. Diese Sendung. Mein Gott, dachte er und ließ
die Arme sinken. Ich bin das Highlight des offiziellen Kanals von Saga Online.
Alle sehen mir zu. Verdammt.
„Heute haben wir
Damien alias Scorpius dabei, ein Beta-Tester, der seit einem Monat die
Kriegerklasse auf einem privaten Testserver von Saga Online spielt. Damien,
winke mal allen zu. Du bist live vor laufender Kamera!”
Nervös hob Damien
eine Hand, bevor er innehielt. Wenn es wie in den Folgen war, die er gesehen
hatte, sahen die Zuschauer aus seiner Perspektive zu. Er drehte die Hand um und
winkte sich verlegen selbst zu. Es gab eine Vielzahl von Reaktionen in der
Chatbox, denen Damien nicht folgen konnte, doch er erkannte ein paar „Hallos”
und einige oberflächliche „Was geht, Noob?”.
„Scorpius hat sich
ganz kurzfristig bereiterklärt, für Aetherius einzuspringen, der in letzter
Minute abgesagt hat.”
Während der Chat
seinem Unmut Ausdruck gab, wurde Damiens Schock noch größer.
Ich springe für
Aetherius ein? Er steht an der Spitze der Rangliste des Streamer-Wettbewerbs!
Beim
Streamer-Wettbewerb wurden Spieler dazu aufgefordert, ihr Gameplay
aufzuzeichnen und es auf ihre Profilseiten von Saga Online hochzuladen, um
Stimmen von Fans zu erringen. Der Sieger würde 100.000 reale Credits erhalten.
Plötzlich
unterbrach ein Gedanke seine Sternstunde. Augenblick mal. Wenn dieser Kampf
ursprünglich auf Aetherius abgestimmt worden ist, gegen welche Art von Mob muss
ich dann kämpfen?
„Heute kämpft
Damien gegen ein neues Boss-Monster, das später ins Kernspiel aufgenommen
wird.”
Verdammt.
„Um ehrlich zu
sein, selbst Aetherius hätte gegen dieses Ding einen schweren Stand.”
Neinneinneinneinnein
...
„Tatsächlich hat er
nach einer kurzen Beschreibung seines Gegners so große Angst bekommen, dass er
lieber abgesagt hat. Ich nehme an, wenn man einen Ruf zu verteidigen hat,
kämpft man nur gegen Feinde, die man besiegen kann.” Wenn in Saga Online die
Kommunikationsmethode des Sich-vor-Angst-in-die-Hose-pinkelns verfügbar gewesen
wäre, hätte Damien reichlich kommuniziert. Doch wie die Dinge lagen, schwieg
er.
„Ich habe Damien
nicht eingeladen, weil ich hoffe, dass er gewinnen wird. Ich hoffe nur, dass er
den Mut hat, eine gute Show zu liefern. Selbst wenn”, Kevin räusperte sich,
„falls er scheitert, wird er in die Gaming-Geschichte eingehen.”
Kevins Ton wurde
ernst, als er sich direkt an Damien wandte.
„Es tut mir leid,
dass ich nicht mehr Zeit hatte, dich vorzubereiten. Du kannst dieses Monster
wahrscheinlich nicht besiegen, aber jemand muss gegen es antreten, damit wir es
in Aktion sehen können, und du bist der Einzige, den wir haben. Bitte, Damien,
tust du es für mich? Für alle? Ich würde dir einen ganz großen Gefallen
schulden.”
Damiens Gedanken
schwankten hin und her. An dieser Show teilzunehmen, war ein Wunschtraum, aber
er war noch nicht bereit. Nicht nur, dass er auf einem niedrigen Level war und
fast nichts über seinen Gegner wusste – jeden Moment könnte der Strom seines
Gerätes abgeschaltet werden. Es gab so viele Variablen, dass er sich nicht
konzentrieren konnte. In den wenigen Sekunden, die auf Kevins Bitte folgten,
hatten die Zuschauer den Chat mit ihren eigenen Apellen überschwemmt.
Ermutigungen und ... na ja, es gab eben immer Spielverderber.
5ubzer0: Das schaffst du,
Damien. Stich ihm seine verdammten Augen aus!
BootyliciousBarb: Na los, Damien,
für die Krieger!
Naughtylus: HIER KOMMT EIN
NEUER HERAUSFORDERER!
CactusLover: Ich hab mir extra
die Eier rasiert x_x
Polymorpheus: Lol, Aetherius
Noob, Damien OP. Mach ihn fertig.
Vargus: Lol, er stirbt ...
‚öffnet Popcorn‘ ... Das wird ein Spaß.
Damien öffnete sein
Menü und scrollte zu seinem neu erhaltenen Downloads-Tab. Dort befand sich die
Datei „spin2win”. Es war, als ob er auf einem Pulverfass sitzen würde. Ein
kurzer Blick auf die Kopfzeile der Chatbox informierte ihn, dass über 10.000
Leute gespannt darauf warteten, was er tun würde.
Der Druck war enorm
groß, aber Damien stand hinter seiner Entscheidung. Er hatte Kevin seine Hilfe
zugesagt, bevor er erfahren hatte, dass er keine Chance hatte, zu siegen. Der
einzige Grund, jetzt auszusteigen, wäre seine Angst. Er überlegte kurz, ob es
ein ausreichender Grund wäre, Kevin hängenzulassen. Die Antwort hätte nicht
eindeutiger sein können. Mit einem konzentrierten Blick und einem Nicken
aktivierte er spin2win. Unter seinen Füßen begann ein leises Grollen, während
die Chatbox vor begeisterten Kommentaren explodierte.
Kevins Stimme
übertönte die Vibration. „Ich wusste, dass du mich nicht im Stich lassen
würdest! Okay, beschäftige ihn. Ich werde uns etwas Zeit gewinnen.”
Das leise Grollen
war zu einem ohrenbetäubenden Donnern geworden und die gesamte Arena bebte, als
ob sie von einem Erdbeben heimgesucht würde. Damien taumelte und streckte die
Arme aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und bemühte sich, nicht
hinzufallen. Er beugte die Knie, zog sein Schwert und sah sich nervös um. Wo
war der Feind? Das Grollen verstummte. In dem stillen Moment wurde Damien
bewusst, was Kevin gerade gesagt hatte.
„Kevin? Was meinst
du mit ‚Zeit gew...‘”
Bevor Damien seine
Frage beenden konnte, explodierte die Decke. Tausende von Steinfragmenten, manche
größer als Damien, flogen durch die Arena. Viele der leuchtenden Kugeln, die
als einzige Lichtquellen dienten, wurden durch das umherfliegende Geröll zum
Erlöschen gebracht. Ein Klumpen so groß wie eine Faust sauste über Damiens Kopf
hinweg und blieb in der Säule hinter ihm stecken.
Angesichts der
apokalyptischen Kraft, die am Werk war, brach das übrige Dach schnell ein. Eine
klaffende Wunde in der Mitte der Decke markierte den Grund der Explosion.
Irgendetwas hatte sie hart genug getroffen, um sie mit einem Schlag zu
durchbrechen. Ein Ring aus Feuer umgab das riesige Loch wie einen Meteoriten,
der sich durch die Erdatmosphäre gebrannt hatte. Es war jedoch kein Meteorit,
denn Meteoriten hatten keine Gesundheitsbalken.
Eineinhalb Sekunden
nach der ersten Explosion krachte das echte Highlight der Show auf den Boden
und ließ alles andere in einem Umkreis von 10 Metern in Dampf aufgehen. Die
Schockwelle warf Damien gegen die Säule und hielt ihn hilflos und mit
ausgestreckten Armen und Beinen zwei Meter über dem Boden fest. Als seine
Gliedmaßen gegen die Säule schlugen, war ein groteskes Knacken zu hören. Sein
Schwertarm war unter dem Ellbogen gebrochen. Da er seine Waffe nicht greifen
konnte, prallte sie scheppernd von der Säule ab und wirbelte außer Sichtweite.
Benommen fiel
Damien wie ein Sack zu Boden. Sein Gesundheitsbalken war um ein Drittel
gesunken, und das war die gute Nachricht. Seine Ohren klingelten und er war
entwaffnet worden, aber er wusste immer noch nicht, gegen was er kämpfte. Er
sah nach oben, um es herauszufinden, und wünschte sich sogleich, es nicht getan
zu haben.
In der Mitte des
rauchenden Kraters, umgeben von Glasscherben, die entstanden waren, als der
Sand überhitzt worden war, befand sich der mächtigste Gegner, dem Damien je in
diesem oder allen anderen Spielen begegnet war. Auf einem Bein kniend hatte er
eine obszön große, gezackte Klinge vor sich in den Boden gestoßen: Teutates,
der Wahnsinnige Tyrann.
Er trug ein
silbernes Kettenhemd, das immer noch rot glühte. Nur seine Taille lag frei,
denn seine Bauchmuskeln deuteten darauf hin, dass eine Rüstung nicht unbedingt
notwendig war. Teutates erhob sich zu seiner vollen Größe und zog sein Schwert
mit einer Hand aus dem Boden, bevor er Damien ins Visier nahm. Das Gesicht des
Gottes war zwar durch seinen Helm verdeckt, doch Damien wusste genau, dass er
beobachtet wurde.
Ein rotes Symbol in
Form eines bedrohlichen Auges hatte sich zu den Debuffs gesellt, die er in
seinem Kampf-HUD bereits als Angst und Gelähmte Gliedmaße erkannt hatte. Er
konzentrierte sich kurz auf das Auge und wurde mit dem Namen und der
Beschreibung des Debuffs belohnt: Im Auge der Götter – alle Attribute um 20 %
reduziert. Selbst Teutates‘ Blick besaß Stärke.
Vom sandigen Boden
aus war es schwer zu sagen, aber Damien schätzte, dass Teutates etwa
zweieinhalb Meter groß sein musste. Sein Schwert war noch einen halben Meter
länger.
Mit seinem gesunden
Arm griff Damien verzweifelt hinter sich und tastete blind nach seinem
Rucksack. Währenddessen ließ Teutates ein derart unvorstellbar schreckliches
Gebrüll ertönen, dass sein äußerer Rand eine erkennbare Gestalt annahm. Sie hob
Damien hoch und warf ihn gegen die Säule, die er bereits gut kannte. Sand und
Scherben zwangen ihn, sein Gesicht abzuwenden.
Positiv gesehen,
steckte der Rucksack, nach dem er gesucht hatte, nun fest in seinem Kreuz.
Negativ gesehen, war seine Gesundheit um die Hälfte gesunken, und der Kampf
hatte noch nicht einmal begonnen.
Die Zuschauer
äußerten ihre Meinung hinsichtlich Damiens Aussichten in der Chatbox.
CactusLover: Jo, er stirbt.
Vargus: Habe ich doch
gesagt.
Dedpewl: LANDUNG EINES
SUPERHELDEN!!!!
Naughtylus: @_@ glhf
BootyliciousBarb: Ich hoffe, du
trägst deine braune Hose.
Polymorpheus: Pwned
Akejfnioegnne: He, Leute, seht
euch jeden Tag um 20 Uhr Sagarama an.
5ubzer0: Das schaffst du
... warte, vergiss es.
Da Damien jetzt in
Kontakt mit seinem Rucksack war, hatte er Zugriff auf sein Inventar. Durch
seinen Willen zwang er seinen einzigen Heiltrank in seine wartende linke Hand,
entkorkte ihn mit den Zähnen und goss sich die bittere Flüssigkeit so schnell
wie möglich in die Kehle. Eine Wärme brannte in seinem Bauch, bevor sie sich in
seine Gliedmaßen ausbreitete. Sein rechter Arm schnappte wieder an seinen Platz
und heilte. Seine Gesundheit füllte sich vollkommen. Der Debuff Gelähmte
Gliedmaßen verschwand, aber Angst und Im Auge des Gottes blieben. Es waren
anhaltende Effekte und es würde mehr als ein Trank nötig sein, um sie
loszuwerden.
Das Klingeln in
seinen Ohren hörte auf, nur um durch ein Klingeln der konventionelleren Art
ersetzt zu werden. Kevin hatte beschlossen, jemanden anzurufen, und musste sein
Gerät auf Freisprechen geschaltet haben, sodass der gesamte Stream mithören
konnte. Damien war zu abgelenkt, um zu bemerken, was vor sich ging, aber eine
nörgelnde Stimme in seinem Hinterkopf bestand darauf, dass es keine gute
Nachricht war. Sein Verdacht wurde bestätigt, als der Anruf beantwortet wurde.
„Hallo?”
„Hi, mein Name ist
Kevin Bants. Ich arbeite für Mobius Enterprises. Spreche ich mit Cassandra
Arkwright?
Es gab eine kurze
Pause, bevor Cassandra in einem kühlen Ton antwortete: „Cassandra Brades, aber,
ja.”
Damien riss die
Augen auf. Kevin, du Vollidiot. Damien öffnete den Mund, um genau diese Meinung
auszudrücken, als er von einer Bewegung in der Mitte der Arena in die virtuelle
Realität zurückgeholt wurde.
Teutates drehte
sich mit ausgestrecktem Schwert schnell auf der Stelle. Als seine
Geschwindigkeit sich erhöhte, bildete sich ein Mini-Zyklon um ihn herum, der
herumliegende Steine und Sand aufnahm, bis Teutates von einer dichten Wand von
sich drehendem Material umgeben war. In einem unmöglichen Bogen traf ein Blitz
aus dem klaren Himmel auf den Boden in seiner Nähe und wirbelte noch mehr Sand
auf, der wiederum von dem Wirbelsturm aufgenommen wurde.
Als er seine volle
Kraft erreicht hatte, stürzte Teutates sich auf Damien und brachte den
lokalisierten Tornado mit sich. Damien sprang auf die Füße und warf sich gerade
noch rechtzeitig zur Seite, bevor ein dumpfes Klirren zu hören war, das
Teutates‘ Zusammenstoß mit der Säule signalisierte.
„Ich würde mich
gerne kurz mit Ihnen über Damien unterhalten, wenn Sie nichts dagegen haben.”
„Er kommt gleich
zum Abendessen. Eigentlich müsste er schon hier sein. Soll ich ihn schnell
holen?”
Damien hielt seine
Hände über den Kopf, während er auf den Todesstoß wartete. Er kam jedoch nicht.
Nach ein paar Sekunden drehte er sich um, um herauszufinden, warum er noch
nicht gestorben war. Teutates hatte sein Schwert tief in die Säule gestoßen und
nun steckte es fest.
„Nein! Nein, das
ist nicht nötig, Frau Brades. Ich wollte mit Ihnen sprechen.”
Teutates knurrte
Damien an, bevor er sich der Säule zuwandte. Mit beiden Händen packte er das
Heft des Schwertes und machte sich bereit, es herauszuziehen. Das rote Auge
verschwand von Damiens Debuff-Liste. Falls er etwas unternehmen wollte, wäre
jetzt der richtige Zeitpunkt.
„Aha. Was ist der
Grund Ihres Anrufs? Hat Damien etwas Falsches getan?”
„Ganz und gar
nicht! Damien ist eine große Hilfe gewesen, und ich möchte Ihnen nur sagen,
dass Sie einen großartigen Sohn haben.”
„Vielen Dank. Das ist
nett von Ihnen, aber ich weiß immer noch nicht, warum Sie anrufen. Gibt es
etwas, das ich wissen sollte?”
Damien musste sich
unbedingt seinen Rucksack holen. Er blickte zum Fuß der Säule hinüber, wo er
ihn zurückgelassen hatte, und seine Zuversicht sank. Teutates stand mit seinem
linken Fuß darauf. Er hätte genauso gut versuchen können, einen Berg anzuheben.
Ohne seinen Rucksack und sein Schwert, das irgendwo hingeflogen war, würde
Damien versuchen müssen, sich unbewaffnet im Kampf zu behaupten.
Teutates zerrte und
seine gezackte Klinge rieb gegen den Stein, als er sie die die ersten Meter
herauszog. Was auch immer Damien tun wollte, er hatte nicht viel Zeit. Eilig
ging er um den Mob herum und stellte sich hinter ihn. Sicherlich musste er
irgendeine Schwäche haben, die Damien ausnutz…
Dann entdeckte er
sie. Teutates‘ Glieder waren in Rüstung gehüllt. Alle außer einem. Seine
Beinschienen endeten an den Oberschenkeln, und zwischen diesen Oberschenkeln
war durch weiches Leder ein vorstehender Wulst zu sehen. Er war nicht besonders
detailliert ausgeführt und Damien dachte bei sich, dass Teutates ungefähr so
gut ausgestattet war, wie eine Actionfigur, aber es war klar, was der Wulst
darstellen sollte.
Damien hatte Jahre
damit verbracht, Die Schwachpunkte von Feinden zu finden. Er ließ sich keine
Gelegenheit entgehen. Ohne zu zögern positionierte er sich, machte drei
gemessene Schritte vorwärts und legte sein ganzes Gewicht hinter seinen von
schwerer Rüstung geschützten, rechten Fuß.
Teutates atmete
scharf ein und taumelte leicht. Eine winzige Menge seines Gesundheitsbalkens
verschwand, um Damiens Erfolg anzuzeigen.
Die Zeit stand
still.
Unweigerlich
starrte Teutates die verantwortliche Person an. Der Debuff des roten Auges
erschien wieder in Damiens Statusbalken.
„Hallo? Kevin?”,
fragte Cassandra. „Sind Sie noch dran? Hallo?”
Damien schürzte die
Lippen. Er hatte sein Möglichstes getan, aber es sah so aus, als ob es von nun
an abwärts gehen würde. Wenn er schon einen schrecklichen Tod sterben müsste,
wollte er wenigstens das Beste daraus machen.
„Ent…schuldigung”,
sagte Damien bestimmt und bemühte sich, nicht zu stottern. „Du stehst auf
meinem Rucksack. Kannst du deinen Fuß anheben?”
Teutates blickte zu
seinem Fuß und dem Rucksack hinunter, der unter ihm lag. Dann blickte er wieder
hoch. Der Debuff „Rotes Auge” verschwand und erschien wieder in Damiens HUD.
Unter anderen
Umständen hätte Damien gelacht. Er grinste Teutates entschuldigend an und seine
Mundwinkel zuckten.
„Meine Mutter
wartet mit dem Abendessen auf mich, aber zuerst hätte ich gerne meinen Ruck…”
Teutates
schleuderte seinen linken Arm herum und traf Damien mit einer fürchterlichen
Rückhand in der Seite. Zuerst brach Damiens Arm. Dann brachen seine Rippen und
sein Brustkorb sank zusammen. Sein Körper wickelte sich um Teutates‘ Unterarm,
als ob er aus Modelliermasse gemacht wäre. Am Ende des Schwungschlags wurde
Damiens schlaffer Körper durch die Luft katapultiert.
Nach 25 Metern
beschleunigte sich sein Flug immer noch, nach 50 Metern erreichte er seine Endgeschwindigkeit
und fand ein jähes Ende, als er in die Wand an der anderen Seite der Arena
krachte, die 75 Meter weit entfernt war.
„Kevin? Ist das
mein Sohn, den ich da gerade gehört habe? Was geht da vor sich?”
Kevin sammelte
sich. „Äh, ja, das war Damien. Er hilft mir gerade bei etwas und ich habe
gehofft, dass …”
„Oh! Jetzt verstehe
ich, worum es geht. Er spielt wieder dieses verdammte Spiel, nicht wahr? Ich
habe ihn eindringlich gebeten, nicht zu spielen, bevor er seine Hausaufgaben
erledigt hat. Aber hört er auf mich? Natürlich nicht. Jetzt weiß ich auch,
warum er zu spät zum Abendessen ist. Unglaublich!”
„Frau Brades, es
tut mir sehr leid. Es ist mein Fehler. Bitte machen Sie Damien deswegen keine
Vorwürfe. Er wollte mir …”
„Halten Sie mich
nicht zum Narren! Wen ich beschuldige und wen nicht, ist meine Sache. Auf
Wiederhören, Kevin. Bitte kontaktieren Sie meinen Sohn nicht noch einmal.”
Existenz bedeutete
Schmerzen. Damiens Statusbalken bestand aus einer Sammlung seltsamer Symbole.
In der Wand eingeschlossen prüfte er sie kurz und entschied, dass mindestens
eines von ihnen innere Blutungen anzeigen musste. Das hätte erklärt, warum sein
bereits gefährlich niedriger Gesundheitsbalken immer noch sank.
Er versuchte, sich
aus der Wand zu befreien, doch er gab auf, als seine Gliedmaßen vor Schmerz
protestierten. Wenn er gewusst hätte, wie sich dieser Kampf entwickeln würde,
hätte er in seinem Menü die Schmerzeinstellungen deaktiviert. Im Moment waren
sie auf die Hälfte eingestellt, was bedeutend mehr war, als er aushalten
wollte.
Er blickte zu
Teutates hoch und konnte gerade noch sehen, wie er die enorme Säule mit dem Fuß
umstieß und sein Schwert befreite. Das rote Auge erschien zum letzten Mal ganz
oben auf Damiens Statusbalken. Der Angst-Debuff verschwand, als Damien den
wütenden Gott sah und mit den Augen rollte.
„Na gut, dann gib
mir meinen Rucksack eben nicht zurück.” Er hielt inne, um Blut zu husten. Die
purpurrote Flüssigkeit spritze auf den Sand unter ihm. „Aber es war nicht
nötig, dich wie ein Mistkerl zu benehmen.”
„Damien, hier ist
Kevin. Tut mir leid, ich habe deine Mutter angerufen, aber das Gespräch ist
nicht so gut gelaufen, wie ich gehofft hatte.”
Teutates begann
erneut, sich zu drehen, um den episch ungleichen Kampf zu beenden. Trotz allem musste
Damien lachen.
„Ja, Dummkopf, ich
habe es gehört. Damit hast du mir keinen Gefallen getan. Hol mich hier raus.
Ich bin erledigt. Gutes Spiel, gut gemacht und der ganze Schei…”
Pieeeeeep!
„Du bist noch immer
live, Damien. Bitte keine Flüche. Ich kann dich nicht herausholen. Wenn der
Kampf vorüber ist, setzt sich die Testzone zurück und du erstehst sofort wieder
auf, aber zuerst musst du oder Teutates sterben.”
Um Teutates herum
schlugen abermals Blitze auf dem Boden ein. Es würde nicht lange dauern, bis er
Damien wieder angreifen und den Kampf beenden würde. Damien fand, dass er für
einen Tag genug gelitten hatte. Er tat das Einzige, was ihm übrigblieb.
„Menü.”
Er scrollte mit den
Augen und blinzelte, um zu klicken, da er seine Finger nicht bewegen konnte.
Auf diese Weise stellte er die Schmerzeinstellungen auf null. Sein gesamter
Körper wurde herrlich gefühllos.
„Lass dir lieber
etwas einfallen, um mich für diese Sache zu entschädigen, Kevin. So wollte ich
meinen Montagabend nicht verbringen.”
„Das werde ich,
Damien. Versprochen. Du hast sehr gute Arbeit geleistet. Ich bin dir was
schuldig.”
Teutates stolperte
vorwärts. Nun würde es schnell vorbei sein. Was für eine Erleichterung. Die
Klinge zischte durch die Luft und kam mit jeder Drehung näher. Wenige Sekunden
vor dem Ende erstarrte er plötzlich auf der Stelle.
Stechende
Kopfschmerzen brannten sich den Weg in Damiens Bewusstsein und er schrie vor
sehr realen Schmerzen. Die Ränder und Farben der Testzone verliefen wie in
einem nass gewordenen Bild. Dann wurde alles schwarz.
Damien griff sich
mit beiden Händen – seinen realen, nicht gebrochenen Händen – an den Kopf und
öffnete immer noch schreiend die Augen. Seine Mutter starrte zu ihm hinunter.
Eine Hand lag an der Hüfte, in der anderen hielt sie sein NOOB-Headset.
Verwirrt wunderte Damien sich, warum das rote Auge nicht in seinem Statusbalken
erschien.
Die Zeit für einen
Bosskampf in der realen Welt war gekommen.
Ein Charakter wird gelöscht
Das Abendessen verlief schweigend. Mutter und Sohn saßen
sich in der kleinen Küche am Tisch gegenüber.
Cassandra aß nicht. Ihr Teller stand unberührt vor ihr,
während sie Damien mit verschränkten Armen anstarrte. Das NOOB-Headset lag in
der Mitte des Tisches zwischen ihnen, doch es war alles andere als
interessanter Gesprächsstoff.
Damien stopfte sich den Rest der Nudeln in den Mund und
bemühte sich dabei, einen Würgereiz zu unterdrücken, denn er wollte verhindern,
dass seine Mutter eine Pause nutzen könnte, um ihren Kommentar abzugeben. Dann
spielte er seine Karte.
„Danke für das Abendessen.”
Er stand auf und trug seinen Teller und Löffel zum
Bio-Geschirrspüler. Vorsichtig stellte er sie hinein und machte sich dann
schnurstracks auf den Weg zu seinem Zimmer.
„Setz dich.”
Damien sah sie an und verzog das Gesicht. Cassandra blickte
ihn ruhig an. Sie neigte leicht den Kopf und deutete auf den Stuhl, von dem
Damien gerade aufgestanden war. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war das
gedämpfte Klingeln von Damiens Essbesteck im Bio-Geschirrspüler, als er
analysierte, wie es am besten gereinigt werden sollte.
Damien gab auf. Mit einem tiefen Seufzer trottete er zu
seinem Stuhl zurück und fiel hinein. Da er den eindringlichen Blick seiner
Mutter nicht erwidern konnte, starrte er stattdessen auf ihre Schulter.
Cassandra entfaltete die Arme und legte eine Hand auf das NOOB-Headset.
„Hast du deine Schulaufgaben erledigt?”
Damien starrte weiter auf ihre Schulter, als wäre sie die
interessanteste Schulter der Welt. Schließlich wurde die Stille so unangenehm,
dass Damien sich gezwungen sah, sie zu füllen.
„Noch nicht ganz, aber es ist nur noch ein Fach übrig und
ich habe noch viel Z…”
Cassandra schlug mit der anderen Hand auf den Tisch und
Damien zuckte zusammen. Seine schlecht gewählten Worte verklangen ungehört. Cassandra
nahm die Hand schnell vom Tisch und rieb sie an ihrem Knie. Damiens
Schuldgefühle wurden stärker. Sie war zu schwach für solche dramatischen
Gesten.
Wie aufs Stichwort begann ihr Überwachungsarmband zu piepen,
das sie vom Krankenhaus erhalten hatte. Es hatte ihren erhöhten Herzschlag
festgestellt. Mit geübter Leichtigkeit steckte sie die Hände in die Taschen
ihrer Jacke. Mit der einen zog sie ihre Tablettendose heraus, mit der anderen
eine kleine Injektionskapsel.
Zuerst benutzte sie die Kapsel. Sie stach sie unterhalb des
Armbands in ihren linken Unterarm. Dann schraubte sie die Tablettendose auf,
schüttete sich drei Tabletten in die Hand und warf sie sich ohne viel Aufhebens
in den Mund.
Jetzt bereits drei Tabletten, bemerkte Damien bedrückt. Die
Dosis erhöhte sich ständig. Die beiden verfolgten das Ritual – eines von drei
Intervallen jeden Tag – stillschweigend. Sie sprachen nur über Cassandras
Herzschwäche, wenn es unbedingt notwendig war. Das Überwachungsarmband
verstummte ebenfalls, als es die Medikamente in ihrem Blut feststellte. Die
Spannung wurde nur von einem leisen Zischen des Bio-Geschirrspülers
unterbrochen, als er die gewählte Mischung von Spülmittel über Damiens Teller
und Löffel sprühte.
Wieder überkamen ihn Schuldgefühle.
Cassandra schraubte die Dose wieder zu und ließ sie und die
Injektionskapsel am Tischrand liegen, bevor sie ihre Hand ausstreckte und das
NOOB-Headset erneut leicht berührte.
„Wir hatten eine Vereinbarung, Damien. Zuerst die
Schulaufgaben, dann das Spiel. Erinnerst du dich? Du hast zugestimmt. Du hast
gesagt, dass du verstanden hast.”
Damien wusste zunächst nichts darauf zu sagen. Sie hatte
recht. Er hätte mit seinen Aufgaben beginnen sollen, sobald seine
Lehrveranstaltungen beendet waren, sie nach dem Abendessen beenden und danach
spielen sollen. Aber er hatte sich seit 9 Uhr morgens Lehrveranstaltungen
online angesehen und seine Langeweile hatte ihn dazu verführt, sein Vergnügen
vorzuziehen, obwohl er genau gewusst hatte, dass es ihm wenig Zeit lassen
würde, die Aufgaben zu erledigen.
Damien hatte verschiedene Möglichkeiten. Er hätte sich
entschuldigen können. Er hätte zugeben können, dass er nach acht Stunden
Online-Unterricht müde gewesen war und wusste, dass er einen Fehler gemacht
hatte. Er hätte Zugeständnisse machen können.
Aber er tat nichts von alldem. Irgendein blödsinniger,
tierischer Instinkt trieb ihn dazu, gegen die wahrgenommene Ungerechtigkeit
seiner Situation zu kämpfen. Er hatte seit dem Morgen ununterbrochen gelernt.
Er hatte eine Pause verdient.
Damien starrte wieder auf die Schulter seiner Mutter und
weihte sich dem Untergang.
„Ich wollte meine Aufgaben zuerst machen, aber Kevin hat
angerufen und mich um Hilfe bei einer Online-Präsentation gebeten. Ich wollte
mich ausloggen und dich um Erlaubnis bitten, aber er hat gesagt, dass es zu
lange dauern würde. Ich wusste sowieso, dass du in mein Zimmer kommen und mir
das Headset abziehen würdest. Übrigens, vielen Dank.”
Damien rieb sich über den Kopf, wo bei jedem Pulsschlag
immer noch ein dumpfer Schmerz pochte. „Ich werde für den Rest des Abends
Kopfschmerzen haben, was das Beenden meiner Hausaufgaben besonders interessant
machen wird.”
Cassandra starrte ihn einfach an. Damien bewegte seine
Blickrichtung fünf Zentimeter nach rechts und sah in ihre stechenden, blauen
Augen. Sie hatten einen sehr müden und trotzdem einen sehr, sehr wütenden
Ausdruck. Sie durchschauten ihn und schienen jeden seiner Gedanken lesen zu
können.
Es war nicht nur die Wut, die es ihm schwer machte, sie
anzusehen. Ihre Haut zog sich straff über ihr Gesicht. Sie verlor immer noch
Gewicht und nahm nichts davon wieder zu. Sie hatte dunkle Ringe unter den
Augen. Ihr früher fülliges, scheinend schwarzes Haar war dünn und an einigen
Stellen ausgefallen. Damien wünschte, dass diese Auseinandersetzung enden
würde, und wäre es nur, damit seine Mutter essen könnte.
Doch sie starrte ihn noch immer an. Damien starte
widerspenstig zurück.
„Du hast also bereits gespielt, als Kevin dich angerufen
hat?”
Damiens Augen flatterten und seine Entschlossenheit war
erschüttert. Er sah weg. Vorher hatte sein Schweigen Widerstand bedeutet. Nun
bedeutete es seine vernichtende Niederlage.
„Das habe ich mir gedacht.”
Der Bio-Geschirrspüler betonte das Schweigen erneut, als die
Trockenstufe für das Besteck mit leisen Summen einsetzte.
„Damien, sie mich bitte an.”
Zögernd begegnete er ihren Augen. Überrascht bemerkte er,
dass sie weicher geworden waren. Sie biss sich auf die Unterlippe, wie immer,
wenn sie gezwungen war, eine schwierige Entscheidung zu treffen.
„Es ist schwer für mich, Damien. Du bist noch nicht
erwachsen, doch du bist auch kein Kind mehr. Ich möchte dich respektvoll
behandeln, um dir zu zeigen, dass du jetzt ein junger Mann bist und nicht nur
mein kleiner Junge.”
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Obwohl sie Damien
gebeten hatte, sie anzusehen, musste er wegschauen. Er starrte auf den Boden
zwischen seinen Füßen und kämpfte selbst gegen die Tränen. Er wollte all dies
vergessen. Er wollte sein Spiel spielen und so tun, als ob alles in Ordnung
wäre, als ob seine Mutter gesund und froh und sein Leben perfekt wäre.
Natürlich. So hatte diese ganze Sache ja überhaupt erst angefangen.
Obwohl Cassandras Augen feucht waren, lief keine einzige
Träne ihre Wangen hinunter und wider Erwarten brach ihre Stimme ebenfalls
nicht. Ihre Krankheit hatte sie zwar schwer mitgenommen, doch sie war stark.
„Die
Einstufungsprüfungen beginnen in drei Wochen. Wenn du eine gute
Ausbildungsstelle haben willst, ohne dafür bezahlen zu müssen, musst du dich
erst für Online-Schulgeldklasse A qualifizieren. Danach musst du die Prüfungen
bestehen. Das heißt viel Arbeit und nicht mehr viel Zeit. Dadurch erhältst du
die Chance auf ein gutes Leben, ein besseres Leben, als ich dir bieten kann. Es
tut mir leid, Damien, wirklich, ...” Sie ergriff das NOOB-Headset und zog es
langsam auf ihre Seite des Tisches neben ihre Medikamente. „Aber ich muss alles
tun, was in meiner Macht steht, um sicherzustellen, dass du es schaffst. Morgen
werde ich es Kevin zurückschicken …”
Damien öffnete den
Mund, seine Augen wurden groß. Abwechselnd blickte er sehnsüchtig vom Headset
zu seiner Mutter.
„Mama, bitte, …”
„… und werde ihm
sagen, dass du ihm erst wieder helfen kannst …”
„… es tut mir leid.
Du hast recht, ich habe einen Fehler gemacht …”
„… nachdem die Einstufungsprüfungen
abgeschlossen sind.”
Die Worte waren
gesprochen worden und es war vorbei. Es gab nichts, dass das Resultat noch
ändern könnte. Damien konnte sich nicht helfen. Er wusste, dass es hoffnungslos
war, aber die Worte kamen trotzdem aus ihm heraus.
„Die Tests, die ich
für Mobius ausführe, sind sowieso in einer Woche beendet. Ich kann danach
lernen!”
„Die
Einstufungsprüfungen sind wichtiger. Kevin sollte sich von jemandem helfen
lassen, dessen Zukunft nicht auf dem Spiel steht. Streite nicht mit mir über
diese Sache. Ich habe meine Entscheidung getroffen.”
Damien starrte sie
an. Seine Lippen bewegten sich, doch kein Ton kam heraus. Nun blickte Cassandra
zu Boden.
Nach einem Klappern
war ein Klingeln zu hören, als der Bio-Geschirrspüler die gereinigten
Utensilien an ihren Platz stellte.
Damien war hin und
her gerissen. Er hatte nicht gewusst, dass es möglich war, gleichzeitig Scham
und Wut zu empfinden. Er stand auf, um in sein Zimmer zu gehen, und hoffte, es
zu schaffen, bevor seine Wut die Oberhand gewinnen würde. Er war zu langsam. Er
ergriff die Klinke, doch bevor er die Tür öffnen konnte, war ihm etwas
Verletzendes eingefallen, das er sagen konnte.
„Weißt du
überhaupt, wie viel Glück ich gehabt habe, als Tester für die Beta-Version
akzeptiert zu werden? So ein Glück werde ich nie wieder haben. Es ist das erste
und letzte Mal, dass ich Mobius‘ Technologie benutzen kann, und du nimmst mir
diese Chance.”
Cassandra blickte
nicht auf. Sie saß gebeugt auf dem Stuhl. Ihre Hände lagen in ihrem Schoß, eine
Hand massierte die andere. Sie sah so klein aus. Nach einer langen Pause atmete
sie tief ein und seufzte dann gequält. Mit dem übrigen Atem äußerte sie zwei
Worte, die kaum mehr als ein Flüstern waren.
„Ich weiß.”
Gleich nachdem
Damien seinen Teil gesagt hatte, hätte er viel darum gegeben, seine Worte
zurücknehmen zu können. Aber es war wie es war. Er zauderte noch einen Moment
ohne die richtigen Worte zu finden, bevor er sein Zimmer betrat und seine
Mutter allein in der Küche zurückließ.
Er musste sich sehr
anstrengen, um die Tür nicht zuzuschlagen, aber wenigstens das gelang ihm. Mit
geschlossenen Augen und geballten Fäusten stand er dahinter. Er wusste, dass
alles, was seine Mutter gesagt hatte, richtig war, doch das half nicht viel.
Saga Online war das einzige gewesen, auf das er sich jeden Tag hatte freuen
können, und nun war es weg.
Seine Wut verzerrte
sich zu Selbstmitleid. Er ging zwei Schritte, warf sich auf sein Bett und
vergrub sein Gesicht im Kissen. Das Schlimmste war, dass Damien das Spiel nie
dringender gebraucht hatte, als jetzt. Die Ironie ging an ihm vorbei, die
Überheblichkeit nicht. Er rollte auf den Rücken und betrachtete die Decke.
Selbst wenn alles
gutgehen und er eine annehmbare Ausbildungsstelle finden würde, würden einige
Jahre vergehen, bevor er genug Geld verdienen würde, um davon leben zu können.
Saga Online war auf seine Vergangenheit beschränkt worden. Gegen Teutates zu
kämpfen und zu sterben war seine letzte Handlung gewesen.
Plötzlich richtete
Damien sich auf. Die Livesendung war inzwischen beendet, aber er könnte sich
die Wiederholung ansehen. Er sprang vom Bett, ging an seinen Schreibtisch,
wischte auf dem Monitor nach rechts, um seine Notizen über die frühe Politik
des 21. Jahrhunderts zu speichern, und klickte dann auf die Home-Taste.
Die Startseite von
Mobius Enterprises öffnete sich sofort. Der Tab von Saga Online befand sich
befand sich weit oben, direkt unter dem Tab, der VR-Hardware aufführte. Damien
drückte mit dem Finger darauf und sogleich füllte Teutates‘ Gestalt den
Bildschirm. Sein Herz setzte für einen Moment aus, bevor sein Gehirn ihm
versicherte, dass es ein Bild war und er sich beruhigen konnte. Es war ein
Standbild von Teutates kurz nach seinem Aufprall, als er im Krater gekniet und
sein Schwert im Boden gesteckt hatte. Damien wurde von einem schmerzlichen
Déjà-vu-Erlebnis überwältigt. Das Bild war von seiner Perspektive aus
aufgenommen worden, als er mit einem gebrochenen Arm im Sand gelegen hatte.
Unter dem Bild stand in einer gezackten Schrift mit goldenen Buchstaben:
TEUTATES, DER
KRIEGERCHAMPION DES HIMMELS, IST ANGEKOMMEN. KLICKE HIER, UM SEINEN ERSTEN
AUFTRITT IN VOLLER LÄNGE ZU SEHEN.
Gehorsam klickte
Damien auf den Link, und der Stream lud. Es waren 25 Minuten in einer ständigen
Schleife, und er schaute ab der 22. Minute zu. Ohne Vorwarnung dröhnte Kevins
Stimme aus dem Monitor. Damiens Hand schoss nach vorn, er griff nach dem
Lautstärkeregler und drehte heftig daran, um den Ton stummzuschalten. Dann
stellte er ihn vorsichtig lauter, bis Kevins Stimme hörbar statt ohrenbetäubend
war.
Die Kamera
schwenkte auf Damien, der schüchtern zu Teutates hinaufblickte, als er ihn
höflich um seinen Rucksack bat. Die Testzone hatte den gesamten Kampf
gespeichert und erlaubte Kevin, ihn im Nachhinein aus jedem Blickwinkel bis ins
kleinste Detail zu analysieren.
„… Hauptangriff ist
der Wirbelwind, aber es gibt verschiedene andere Angriffsmöglichkeiten, die in
seine KI kodiert worden sind, wie wir hier sehen können.”
Damiens öffnete
erschrocken den Mund, als er sich durch die Arena und in die Wand fliegen sah.
Es war schwierig, das Gefühl zu beschreiben. Während die meisten Menschen ihre
traumatischen Momente nur in ihrem Bewusstsein rekonstruieren konnten, sah er
es in Farbe, UHD-Grafik und Surround-Sound. Er legte eine Hand auf die Brust,
um zu überprüfen, dass nichts gebrochen war. Während er sich versicherte, dass
er noch ganz war, erschien außer Kevins eine weitere Stimme, die Damien nicht
gleich erkannte.
„Na gut, dann gib
mir meinen Rucksack eben nicht zurück. Aber es war nicht nötig, dich wie ein
Mistkerl zu benehmen.”
Damien starrte
ungläubig auf den Bildschirm. Klang er wirklich so? Aber vor allem: Hatte er
das wirklich gesagt? In dem Moment war es ganz selbstverständlich aus seinem
Mund gekommen, aber als er jetzt zuschaute, wie er es gesagt hatte, hatte er
das Gefühl, einer anderen Person zuzuschauen. Lieber Himmel, er war ein
knallharter Typ. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten,
unkontrollierbaren Grinsen.
„Der Stream dauert
noch ein paar Minuten, aber wir haben die Aufnahmen so oft durchgesehen, dass
es nichts mehr gibt, das ich noch hinzufügen könnte. Ich möchte die Gelegenheit
nutzen und mich bei Damien dafür bedanken, dass er diese Show möglich gemacht
hat. Er hat sich sowohl im Spiel als auch im realen Leben in eine gefährliche
Situation begeben, damit wir dieses Update in vollen Zügen genießen können.
Falls du gerade zuschaust, Damien, vielen Dank. Das war euer Host Kevin Bants
mit einer ganz besonderen Folge von ‚Die Saga geht weiter‘, wie ihr mir sicher
zustimmen werdet.”
Damien fühlte sich
besser. Selbst wenn er Saga Online nie wieder spielen würde, war er im Internet
unsterblich gemacht worden. Unter seinem eigenen Namen! Er gönnte sich einen
Moment, um sich im Glanz seines Ruhms zu sonnen. Der Stream begann wieder von
vorn.
„Guten Abend und
herzlich willkommen zur heutigen Folge von ‚Die Saga geht weiter‘.”
Damien hielt ihn
an. Er wollte die Erfahrung kein weiteres Mal durchleben. Er zog seinen Daumen
und Zeigefinger zusammen, um das Video zu verkleinern, weil er sich die
Kommentare darunter ansehen wollte. Zuerst sah er die Anzahl der Aufrufe. Ein
unfreiwilliger, hoher Heulton fand seinen Weg durch seine Stimmbänder.
Derzeitige
Zuschauer: 58.973
Ansichten
insgesamt: 873.422
Er war nicht nur
berühmt. Er hatte sich viral verbreitet. Seine Mutter hatte ihm erst vor 45
Minuten das Headset abgezogen, und das Video hatte bereits mehr Traffic
generiert als Sim Cities 2074. Damien starrte auf die Zahlen und konnte kaum
glauben, was er sah. Die Zahl der „Derzeitigen Zuschauer” bewegte sich zwischen
55.000 und 60.000, aber die „Ansichten insgesamt” stiegen sprunghaft an.
Während Damien
unbeweglich dasaß, überschritten die Ansichten die Marke von 900.000 und
stiegen kontinuierlich weiter in Richtung der sagenhaften Millionengrenze. Er
schüttelte sich, wandte sich von den Zahlen ab und konzentrierte sich auf die
Kommentare. Sie waren von oben nach unten in der Reihenfolge ihrer Popularität
aufgelistet.
Ignatius: ER HAT IHM IN DIE
EIER GETRETEN! DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN! XD
BlackKnight: Das war SUPER!
Teutates ist ultrakrass! Damien hat Respekt dafür verdient, dass er gegen eine
derart schreckenerregende Kreatur angetreten ist.
CactusLover: Ich will Revanche!
Nächsten Monat die zweite Runde von Damien gegen Teutates. Aetherius kämpft
gegen den Sieger! Gebt mir ein Upvote, wenn ihr der gleichen Meinung seid!
VintageMintage: Schade, dass wir
den Kampf zwischen Aetherius und Teutates nicht zu sehen bekommen haben, aber
ich verstehe, warum er sich nicht mit diesem MONSTER in eine Arena stecken
lassen wollte. Hut ab vor Damien. RIP xoxo
ArmsWavingWildlyWithWildlyWavingArms: Mach Platz, David,
der neue Held ist da: #Damien gegen Goliath
Damien schwirrte
der Kopf. Das änderte alles. Vielleicht war seine Zeit bei Saga Online doch
noch nicht vorbei. Er würde Kevin fragen müssen, ob er nach seinen Prüfungen
das Headset zurückbekommen könnte, aber angesichts dieser großen Aufmerksamkeit
konnte er sich nicht vorstellen, dass Kevin ablehnen würde.
Außerdem hatte
Kevin ihm persönlich gedankt UND gesagt, dass er ihm einen Gefallen schulden
würde. Offensichtlich würde es sich nicht nur für ihn lohnen, Damien spielen zu
lassen, sondern für alle Beteiligten. Vielleicht könnte Damien sogar seinen
eigenen Kanal erstellen!
Eilig gab er den
ersten fünf Kommentaren ein Upvote, lehnte sich zurück und strahlte. Er würde
seiner Mutter später von dieser Entwicklung erzählen, aber fürs Erste gab es
nur eine Sache, die er tun konnte, um sein Verhalten wiedergutzumachen.
Er schloss die
Seite von Saga Online und wandte sich dem Quellenmaterial für die Hausaufgaben
zu, die er noch fertigstellen musste.
Seine Augen überflogen die eng geschriebenen
Zeilen und scannten sie automatisch, ohne die Informationen aufzunehmen. Es war
kein Wunder, dass er sich eingeloggt hatte, ohne seine letzte Aufgabe beendet
zu haben. Sie war stumpfsinniger als das Abwaschwasser des Bio-Geschirrspülers.
Die Entstehung der CU war nicht gerade sein Lieblingsfach. Jedes Mal, wenn er
dachte, dass er es verstanden hatte, wechselte das Lesematerial zu einem neuen,
doch ebenso todlangweiligen Kapitel in der Geschichte der Central Union.
Dieser spezielle Auszug beschrieb
detailliert die Umstände, die eine grenzenlose Panamerikanische Allianz
erforderlich machten: Bedrohungen der nationalen Sicherheit, die zu einer
spaltenden Politik führten, eine ineffiziente Verteilung öffentlicher
Ressourcen rechtfertigten, zu einem rapiden Verfall der Verantwortlichkeit
derjenigen in Machtpositionen führten, und von beklagenswert veralteten
Bildungssystemen und ungeregelten Informationsverteilungsplattformen
unterstützt wurden.
Die letzten beiden Faktoren verschärften zusätzlich eine ungesunde
Obsession für den Kult des Individuums, der in einem unverhältnismäßig starken
Schwerpunkt auf das Besiegen anderer statt des gemeinsamen Gewinnens mündete.
Dieser Schwerpunkt war wiederum das Ergebnis phlegmatischer, raffgieriger,
einfallsloser Problemlösungstechniken angesichts dessen, was für die Menschen
der Epoche wie ein völlig undurchschaubarer Wirrwarr ineinandergreifender,
selbstverherrlichender, unanfechtbarer sozialer Normen ausgesehen haben musste.
So jedenfalls hieß
es in den Lehrbüchern.
Hinterher war man
immer schlauer.
Damien erreichte
das Ende der Seite, die mit einem Zitat abschloss, das besagte: „Ein
gemeinsames Interesse ist die mächtigste Kraft im Universum. CU wird es zum
Wohle der Menschheit neu ausrichten”, bevor er feststellte, dass er nur etwa 25
% von dem behalten hatte, was er gelesen hatte. Er schüttelte den Kopf und
begann noch einmal von vorn. Es würde eine Weile dauern, bis er sich beruhigen
und sich konzentrieren könnte.
Daher hörte er
sofort, als das Überwachungsarmband seiner Mutter zu piepen begann. Er runzelte
die Stirn. Sie hatte gerade erst ihre Medikamente eingenommen, es war zu früh
für eine weitere Dosis.
Dann hörte er ein
Krachen in der Küche, und das harmlose Piepen wurde zu einem dringenden Alarm.
Damien sprang auf,
sein Stuhl fiel knallend zu Boden. Er riss die Zimmertür auf und sah zu seinem
Entsetzen, wie sich sein schlimmster Albtraum vor ihm entfaltete. Cassandra lag
zwischen dem Tisch und dem Bio-Geschirrspüler auf dem Rücken. Ihr Teller war
zerbrochen, der unberührte Hühner-Nudeltopf war auf dem Boden verstreut. Sie
starrte mit glasigen Augen an die Decke, ihre Brust hob und senkte sich,
während sie verzweifelt ihre Taschen durchsuchte.
Damiens Augen
schnellten zum Tisch, auf dem die Tabletten und die Injektionskapsel lagen. Er
ergriff sie, bevor er sich neben seiner Mutter hinkniete. Die Ärzte hatten ihm
gesagt, was er in dieser Situation tun musste, doch der Schock betäubte seine
Sinne.
Er nahm dem Arm
seiner Mutter und stach das Injektionsgerät unterhalb des Handgelenks hinein,
wie er es bei ihr schon tausendmal gesehen hatte. Nichts passierte. Damien
drehte es zu sich und bemerkte, dass es leer war. Sie hatte keine neue Kapsel
eingesetzt, seit sie es das letzte Mal benutzt hatte.
„Damien, sieh mich
an.”
Er nahm
Blickkontakt mit ihr auf und seine Panik wurde noch größer. Obwohl Cassandra das
Atmen immer noch schwerfiel, kämpfte sie nicht mehr dagegen an. Nun lächelte
sie, was ihm noch mehr Angst machte. Kraftlos nahm sie seine Hand in ihre und
drückte sie.
„Es ist nicht deine
Schuld. Ich habe dich sehr lieb.”
Damien biss die
Zähne so fest zusammen, dass er das Gefühl hatte, sie würden jeden Moment
zerbrechen. Seine Mutter hatte beschlossen, auf dem Küchenfußboden zu sterben,
und machte sich mehr Sorgen um ihn als um sich selbst.
„Rede nicht so”,
sagte er mit zitternder Stimme, als er den Verschluss am Injektionsgerät
abtastete. „Du wirst nicht sterben.” Der Verschluss klickte und die leere
Kapsel sprang heraus, fiel auf den Boden und rollte weg. Unter dem lähmenden
Druck hatte Damien nicht vorausgedacht.
„Mama, wo sind die
Kapseln? MAMA!” Er erhielt keine Antwort. Ihre Augen flatterten und ihr Kopf
rollte zur Seite, als sie das Bewusstsein verlor. Das Warnsignal des Armbands
wurde lauter und schriller.
Damien war auf sich
allein gestellt.
Der Rettungsdienst
würde bald hier sein, alarmiert durch das von Cassandras Armband gesandtem
Signal, doch ohne sofortige Behandlung würden sie vielleicht zu spät kommen.
Damien rannte in das Schlafzimmer seiner Mutter und riss die Schublade
Nachttischs auf. Sie fiel krachend zu Boden, bevor er fieberhaft ihren Inhalt
leerte. Wo waren sie? Das Warnsignal war ihm in das Schlafzimmer gefolgt, drang
gnadenlos in sein Bewusstsein und übertönte jeden vernünftigen Gedanken.
Aus seinem
Augenwinkel heraus entdeckte er sie. Die kleine Metalldose stand unscheinbar
auf Cassandras Kommode. Auf dem Weg zum Nachttisch war er an dem verdammten
Ding vorbeigelaufen. Er griff danach und lief in die Küche zurück. Mit
zitternden Händen versuchte er, die Dose zu öffnen, während Tränen seinen Blick
verschleierten.
Es hatte nur einige
Sekunden gedauert, aber es fühlte sich an, als ob er Stunden gebraucht hatte.
Der Verschluss öffnete sich und die meisten Kapseln fielen heraus und
verstreuten sich überall auf dem Fußboden. Frustriert schrie er auf und
verschwendete eine kostbare Sekunde, um seine Mutter anzusehen.
Cassandra war
bewusstlos, aber sie war am Leben. Bei jedem Atemzug rang sie qualvoll nach
Luft. Nur zuzusehen war schmerzhaft. Ihre Augen zuckten schnell und waren
gerade weit genug geöffnet, dass er das Weiß unter den Lidern erkennen konnte.
Ihr Gehirn erhielt nicht genug Sauerstoff.
Damien nahm schnell
eine Kapsel und legte sie in das Injektionsgerät. Er hielt es in seiner
geschlossenen Faust, die er langsam über ihrem schlaffen Körper erhob, und
versuchte, sich auf das vorzubereiten, was er gleich tun würde. Es war viel zu
spät, um ihr die Dosis in den Arm zu spritzen. Das Medikament würde ihr Herz
nicht rechtzeitig erreichen. Mit einem einzigen, ängstlichen Schluchzer stieß
Damien das Injektionsgerät durch die Bluse in ihre Brust.
Cassandras Körper
bäumte sich auf und ihr Rücken wölbte sich. Ihre Fingernägel kratzten über die
Fliesen, als ihre Hände sich zu Fäusten ballten. Damien konnte nichts anderes
tun als abzuwarten. Das metallische Heulen des Armbands ließ nach und wurde
wieder zu einem unterbrochenen Piepen, während Cassandra Körper sich
entspannte.
Sie atmete und ihre
Augen zuckten nicht mehr. Sie öffneten sich jedoch nicht.
Damien zog das
Injektionsgerät heraus und warf es zur Seite. Er fragte sich, ob er sie durch
seine Bemühungen vielleicht eher getötet hatte, als wenn er den Dingen ihren
natürlichen Lauf gelassen hätte.
Er hielt ihren Kopf
in seinem Schoß und wurde schließlich von Angst überwältigt.
Bevor er wusste,
was er tat, heulte er vor Schock und Furcht. Jedes Mal, wenn er aufhörte,
füllte der kalte, elektronische Ton die Stille und er versuchte erneut, sie mit
seinen eigenen, verzweifelten Schreien zu übertönen. Innerhalb weniger Minuten
wurde er wieder zu einem Kind.
So fanden die
Sanitäter ihn. So ließen sie ihn zurück, als sie seine Mutter wegbrachten, und
er fragte sich, ob die Dinge vielleicht einen anderen Lauf genommen hätten,
wenn er nur so stark gewesen wäre wie sie.
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