Galaktogon: Das Spiel beginnt von Vasily Mahanenko

Galaktogon, Buch 1
Das Spiel beginnt
von Vasily Mahanenko

  

Release - 11. Mai 2021

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„NA, WAS SAGT IHR, NERPS – sollen wir uns mit einem großen Knall verabschieden? Wer hat was?“, fragte unser Gildenanführer fröhlich und brachte, ohne eine Antwort abzuwarten, seine Schriftrolle des Vernichtenden Nebels zum Einsatz. Sofort senkte sich eine aschgraue Wolke auf den riesigen Wald, der mit seinen seltenen Kreaturen und Pflanzen das ganze Ausmaß unseres Reiches im Spiel verkörpert hatte. Wenn ich mich recht erinnerte, würde nun innerhalb einer Stunde nichts mehr von all dem übrig sein – abgesehen von verbranntem Ödland, das selbst die Mobs meiden würden. Während der Fluch des Gildenanführers sein Werk tat, wurde der nahegelegene kaiserliche Palast zum Zielobjekt für jeden einzelnen der seltenen und mächtigen Flüche, die sich in den Schatztruhen unserer Gilde angesammelt hatten. Tatsächlich waren einige dieser Flüche mehr als nur selten – sie waren legendär, einzigartig. Allerdings ist ein Fluch wie der Schwarze Tod, der unmittelbar eine ganze Stadt verwüstet, nicht gerade für die öffentliche Verbreitung geeignet. Der Schwarze Tod nimmt keine Rücksicht auf die Bevölkerungszahl, das heißt: Es spielt keine Rolle, ob er auf eine Hütte mit zwei Personen oder auf eine Millionenstadt angewendet wird – alles stirbt.

Während die meisten in unserer Gruppe in Feierlaune zu sein schienen, als sie all das zerstörten, was wir über Jahre hinweg verteidigt hatten (vor Horden von Dämonen, Monstern oder einfach nur gewöhnlichen Spielern, die sich bereichern wollten), sah ich persönlich keinen Anlass zu feiern. Alles, was ich besaß, hatte ich bereits bis auf das letzte Hemd an die Händler verkauft, die trotz der bevorstehenden Apokalypse noch eifrig hinter ihren hart verdienten Münzen her waren. Zu unserem Leidwesen waren die Händler nicht an den Schriftrollen mit den Flüchen interessiert, also blieb uns nichts anderes übrig, als die Pergamente entweder wegzuwerfen oder ...

Oder sie zu benutzen, um direkt vor dem Kaiserpalast die Hölle zu entfachen.

Die Admins des Spiels hatten den heutigen Tag zum finstersten Tag in der fünfzehnjährigen Geschichte von Runlustia erklärt. Heute würde das offizielle Endspiel stattfinden – im Spiel selbst würde sich das in Form eines Meteors auswirken, der vom Himmel fällt.  Heute würde die finale Katastrophe hereinbrechen und weder neue Erweiterungen, noch kostenlose Probezeiträume, noch neue Szenarien oder besondere Gegenstände würden sie rückgängig machen können. Die Spieleigentümer hatten alles in ihrer Macht Stehende getan, aber zur Zeit kann einfach niemand mit Galaktogon mithalten. Und so fielen selbst für dieses Monstrum von einer Spielwelt namens Runlustia die Vorhänge. Die Gegenwart hat keinen Platz für Dinosaurier ...

 

Du wurdest durch den Fluch Schwarzer Tod getötet. Du kannst nicht wiederbelebt werden, da das Spiel abgeschaltet wird. Wir wünschen dir alles Gute und danken dir für die Zeit, die du bei uns verbracht hast!

 

Und das war's dann ...

Acht schöne Jahre meines Lebens als Elfenpaladin (einer der besten Tanks in der Geschichte von Runlustia – ich weiß, ich bin nicht gerade bescheiden) waren an ihr Ende gekommen. Acht Jahre, in denen ich mit dem Schwert in der Hand durch diese virtuelle Welt gerannt bin und hart an meiner Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz und etwa vierzig anderen Werten gearbeitet habe. Acht Jahre, von denen ich fünf damit verbracht habe, meinen Lebensunterhalt komplett durch dieses Spiel zu finanzieren, Spieler mit niedrigem Level durch Dungeons zu führen, PvP-Arenen und Turniere zu dominieren, Sponsorenverträge abzuschließen ... Und jetzt gab es das alles nicht mehr – weder Sponsoren, noch Verträge, noch Spieler ... Theoretisch hatte ich genug Geld, aber es würde bei dem Lebensstandard, an den ich mich gewöhnt hatte, kaum für weitere sechs Monate reichen. Ich wusste noch nicht, was ich als nächstes tun würde. Überhaupt ist der letzte Monat ein Monat der katastrophalen Veränderungen gewesen – ich hatte meinen Job verloren, ich hatte mein Lieblingsspiel verloren (ich hatte mich daran gewöhnt, bis zu zwölf Stunden pro Tag im Spiel verbringen) und ich hatte meine Freundin verloren, die plötzlich beschlossen hatte, dass sie sich mit mir doch keine gemeinsame Zukunft vorstellen könnte. Für all das gab es keine Worte – nur Gefühle.

„Willkommen zurück in der Realität, mein Herr!“ Als ich aus meiner Spielkapsel herauskam, wurde ich von meinem Smart Home begrüßt. Ja, es nannte mich buchstäblich „mein Herr“ – man konnte die Großschreibung förmlich hören. Der Deckel des Kokons schloss sich hinter mir und versetzte die Kapsel in den Ruhezustand und mich in einen Zustand des Nachdenkens. Um zu den Besten zu gehören, muss man nicht nur in der besten Gilde sein oder die besten Waffen und Rüstungen haben – man braucht auch im richtigen Leben die passende Ausrüstung: eine Ausrüstung, die auf die Erfordernisse des Spiels zugeschnitten ist. Genau mit dieser Art von Ausrüstung hatte ich mein Haus ausgestattet, und doch war es heute schon ein Denkmal für sich selbst geworden. Mein Kokon war speziell auf Runlustia zugeschnitten und daher zu nichts anderem mehr zu gebrauchen. Natürlich könnte ich die Software aktualisieren und den Kokon mit Meißel und Hammer an die Anforderungen eines anderen Spiels anpassen; aber mir war auch bewusst, dass der Versuch einer solchen Umrüstung wahrscheinlich über meine Kräfte gehen würde. Sollte ich mich jemals dazu entschließen, in eine andere virtuelle Spielwelt einzutauchen, würde ich mich ohne einen neuen Kokon, der speziell auf das betreffende Spiel zugeschnitten wäre, sowieso nicht wohlfühlen. Wenn man etwas macht ...

„Alex, was geht!“ Ein Anruf von einem der wenigen Menschen, die die Ehre haben, sich als „mein Freund“ bezeichnen zu dürfen, riss mich aus meinem obligatorischen Abendjogging. Diese Angewohnheit pflegte ich schon seit Jahren – mein Vater hatte mich zum Laufen gezwungen, weil er behauptet hatte, dass kein Kokon der Welt mit all seinen Simulatoren und technischen Spielereien die gute alte körperliche Anstrengung ersetzen könnte (heutzutage eine umstrittene Behauptung, wenn man die modernen Fortschritte im Kokonbau bedachte). Nichtsdestotrotz hatte er es geschafft, mir die Gewohnheit unterzujubeln, mich auf einem Laufband abzuquälen. Und ich war ihm irgendwie dankbar dafür – denn das Joggen half mir beim Denken.

„Nichts. Was geht bei dir?“, antwortete ich, trocknete mir den Schweiß ab und hielt das Laufband an. „Was hast du vor?“

„Im Moment noch nichts – aber ich habe mir gedacht ... Hast du Lust eine Totenwache für unsere Figuren abzuhalten? Ich meine, wir waren sieben Jahre lang unzertrennlich.“

„Acht“, korrigierte ich Alonso.

„Was macht das für einen Unterschied – lass uns einen trinken gehen!“

„Lässt Lucy dich denn ausgehen?“

Lucille war die Frau von Alonso. Wie es diesem Trottel gelungen war, eines der hübschesten Mädchen der Stadt an Land zu ziehen, wusste niemand, auch er selbst nicht. Aber – es hat keinen Sinn, die Tatsachen zu leugnen – die beiden waren nun schon seit vier Jahren eine vollwertige Familie und zogen einen Sohn auf, der genauso nichtsnutzig war wie sein Papa. In seinen mickrigen drei Lebensjahren hatte es dieses kleine Wunderkind bereits dreimal geschafft, das Smart Home der Familie kaputt zu machen. Es ist schon so weit gekommen, dass Alonso damit angefangen hatte, den Jungen ständig auf dem Arm herumzutragen und stolz zu erklären, dass die Familie einen zukünftigen Meisterhacker aufzöge ... der meiner Meinung nach aber nur ein weiterer Holzkopf mit zwei linken Händen war. Aber es hat mich niemand nach meiner Meinung gefragt, Lucille am allerwenigsten. Sie und ich hatten mehr als einmal eine Meinungsverschiedenheit – wir hatten schon Streits jeder Art, an bewaffneten Auseinandersetzungen ging es knapp vorher.

„Keine Sorge. Ich habe ihre Erlaubnis eingeholt, bevor ich dich angerufen habe“, antwortete Alonso selbstgefällig. „Hast du gesehen, wie Qi Wen den Schwarzen Tod eingesetzt hat? Er hat die ganze Stadt zur Hölle geschickt – warte mal kurz ... Was ist, Schatz? Ich fluche nicht! Okay, okay, ‚Hölle‘ ist auch ein schlimmes Wort, ich hab's kapiert ... Wie auch immer, worüber hatte ich gerade gesprochen?“ Der Gefangene seines Ehelebens kehrte endlich zu mir zurück (und sie wollen mir erzählen, dass DAS etwas Gutes ist? Liebe, Trost, Sicherheit?) „Ich wünschte, wir hätten diese Schriftrolle gehabt, als wir die Burg Landir eingenommen haben! Weißt du noch? Also gut, wir treffen uns um sechs in der Bar. Wir können später darüber reden. Bis dann.“

Die Belagerung der Burg Landir war eines der denkwürdigsten Szenarien in Runlustia gewesen. Die unzugängliche Zitadelle war von einem dunklen Nekromanten besetzt worden, der damit angefangen hatte, seine untoten Armeen in alle vier Reiche der Karte zu schicken. Die Spieler brauchten sieben Wochen, um die Verteidigungsanlagen des Bergfrieds zu durchbrechen, und weitere drei, um die Zitadelle vollständig zu räumen. Und das alles hatte sich in Echtzeit ereignet, rund um die Uhr – die Spieler hatten unablässig angegriffen und sich regelmäßig abgewechselt. Es war eine gute Zeit gewesen ...

„Alexis Panzer?“ Der nächste Anruf erwischte mich in einem sehr ungünstigen Moment.

„Der bin ich“, murmelte ich aus meiner halbvollen Badewanne heraus und blickte wütend da hin, wo der wärmende Wasserstrom gerade noch gewesen war. Eine blöde Funktion des Smart Homes besteht darin, dass das Haus, wenn jemand anruft, automatisch alle notwendigen Einstellungen anpasst, um den Anruf entgegenzunehmen. Ich machte mir eine mentale Notiz, alle eingehenden Anrufe während meiner Badezeit zu blockieren – ich mochte meine Bäder. „Verzeihung, mit wem spreche ich?“

„Sie können mich John nennen. Wäre es möglich, sich heute Abend um sechs mit Ihnen zu treffen? Ich habe ein geschäftliches Angebot für Sie.“

„Entschuldigen Sie, John, aber Runlustia wurde abgeschaltet.“ Als ich bemerkte, worauf der Anrufer hinauswollte, brachte ich ihn schnell auf den Stand der Dinge. Da die Website, die meine Dienste anpries, noch nicht vom Netz genommen worden war, musste John entweder ein Spieler sein, der mit meiner Hilfe die mühsamen ersten Levels überspringen wollte, oder ein Sponsor, der etwas Werbung auf meinem Charakter platzieren wollte.

„Ich bin mir über die Schließung von Runlustia bewusst. Mir ist ebenfalls bewusst, dass Sie jetzt arbeitslos sind. Aus genau diesen Gründen möchte ich Ihnen eine Arbeit anbieten, die mit Ihrer Lieblingsbeschäftigung zu tun hat – Computerspiele. Was sagen Sie dazu?“

„Sie haben mein Interesse geweckt“, antwortete ich und setzte mich auf. John hatte völlig recht – ich war arbeitslos und musste daher jedes Angebot, das mit Games zu tun hatte, mit beiden Händen, Beinen und notfalls auch noch mit den Zähnen ergreifen, nur für den Fall.

„Erlauben Sie mir, Ihnen zuerst eine wichtige Frage zu stellen. Ihre Antwort wird den weiteren Verlauf unseres Gesprächs bestimmen. Was wissen Sie über Galaktogon?“

„Galaktogon?“, wiederholte ich überrascht. „Soweit ich es verstanden habe, ist Galaktogon ein Spiel, das im Weltraum spielt. Die Spieler haben Raumschiffe – sie fliegen herum und versuchen, sich gegenseitig zu zerstören ... Ach ja! Es gibt auch Planeten – also Monde oder Asteroidengürtel – ich kann mich nicht mehr an den richtigen Begriff erinnern –, auf denen man Ressourcen abbauen kann. Es tut mir leid, ich bin nicht so vertraut mit dieser Spielwelt. Ich würde etwas Zeit brauchen, um mich besser vorzubereiten. Etwa eine Woche sollte reichen – dann kann ich Ihnen alles sagen, was Sie darüber wissen müssen.“

„Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie im Moment absolut keine Ahnung von den Feinheiten dieses Spiels haben?“

„Das ist korrekt.“

„Verzeihen Sie bitte die aufdringliche Frage, aber wären Sie bereit, dies vor einem Lügendetektor zu bezeugen?“

„…?“

„Ich sehe schon. Ich schlage vor, wir treffen uns heute Abend um sechs. Ich werde Ihnen dann alles erklären. Ein Wagen wird Sie abholen. Darf ich Sie nach Ihrer Adresse fragen? Eine große Bitte: Wenn Sie wirklich keine Ahnung von Galaktogon haben und den Job bekommen wollen, lesen Sie bitte nichts darüber. Das ist sehr wichtig. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!“

Das Leitungswasser und die Musik gingen wieder an, ebenso wie der Film, den ich mir gerade auf dem Hologramm angesehen hatte ... Aber meine Gedanken ließen diese gemütliche Umgebung weit hinter sich. Eines war klar – ich würde es heute Abend nicht mehr in die Bar schaffen. Die Arbeit war wichtiger. Meine Hände griffen reflexartig nach der virtuellen Tastatur – bevor ich sie mit einem Ruck wegstieß. Während meiner Zeit als Tank hatte ich eine wertvolle Lektion gelernt – wenn die Kunden etwas wollen, ist es am besten, wenn man es ihnen gibt. Dieser hier hatte verlangt, dass ich jegliche Informationen über Galaktogon meide, das war also keine Frage. Es ist nicht so schwer, acht Stunden lang zu überleben, ohne etwas zu wissen. Ich sollte besser Alonso anrufen und ihm sagen, dass ich es nicht zu unserem Treffen schaffen würde.

Die Hauptsache ist, nicht an den weißen Elefanten in der Badewanne zu denken ... Denk' nicht an den weißen Elefanten in der Badewanne, Alexis ...

 

Ich hätte nie gedacht, dass unsere Stadt einen echten, vollwertigen Palast direkt vor der Haustür hat. Aber da war er – in einem Sektor, der für die Schnellbusse und die allgemeine Öffentlichkeit gesperrt war. Ein Teil des Geländes war komplett mit Schutzkuppeln bedeckt, so dass man nur raten konnte, was sich darunter befand, aber dass jemand dort ein echtes, authentisches Schloss gebaut hatte – so richtig aus Stein und Holz und so ... Das hatte ich definitiv nicht erwartet.

Der Konferenzraum, in den ich geführt wurde, erinnerte mich ein wenig an die Privatgemächer des Imperators in Runlustia. Es war genauso schön, genauso pompös – und genauso hirnlos vom Gesichtspunkt der Verteidigung her. Andererseits, welcher ungebetene Gast könnte es überhaupt lebend in diesen Raum schaffen? Der massive Eichentisch, der an die Epoche der ersten französischen Revolution erinnerte, nahm die Hälfte des Büros ein. Rund um diesen Koloss standen fünf Sessel, die dem Tisch auf den ersten Blick stilistisch in nichts nachstanden – auf den zweiten Blick aber machten sie den Eindruck, als hätten sie ihr Leben als Möbelstück etwa zu der Zeit begonnen, als die Londoner U-Bahn zum ersten Mal für die Allgemeinheit geöffnet worden war. Auch der Rest der Inneneinrichtung wurde dieser luxuriösen Ausstattung gerecht.

„Bitte nehmen Sie Platz“, sagte der Hausverwalter, der mich hereingelassen hatte, und deutete auf einen freien Sessel. „Die Herrschaften werden gleich hier sein.“

Zwei der fünf Stühle waren bereits besetzt, und den Blicken der dort Sitzenden nach zu urteilen, konnte ich davon ausgehen, dass es sich bei diesen Leuten um angehende Mitarbeiter handelte, genau wie bei mir. Wenn mich meine Logik nicht täuschte, würde es gleich eine Diskussion geben. Hmm ... diese Situation gefiel mir immer besser.

Der erste Anwärter, den ich in Augenschein nahm, war ein Mädchen von etwa fünfundzwanzig Jahren. Selbst ihre weite Kleidung konnte ihren gut gebauten Körper nicht verbergen – sie gehörte zu meinen Leuten. Mit „meine Leute“ meine ich, dass sie wie ich eine Gamerin war, die die meiste Zeit in einer virtuellen Welt verbrachte, während sich ihre Spielkapsel IRL um ihren Körperbau kümmerte. Nach ihrem Äußeren zu urteilen, hätte ich sie auch nicht als Amateurin bezeichnet. Sie hatte graue Augen, mittellanges blondes Haar, eine leichte Stupsnase und dünne Lippen. Höchstwahrscheinlich, so dachte ich, hatte der kritische Blick dieser reizenden Person bereits den Wert meiner Kleidung und Schuhe sowie meine Art zu gehen und zu sitzen ermessen und hatte bereits Schlüsse daraus gezogen – die eindeutig nicht zu meinen Gunsten ausfielen. Im Großen und Ganzen schien ihre Ausstrahlung mir zu sagen: „Ich bin eine Frau, also schuldet mir die ganze Welt etwas.“

Der zweite Bewerber war mir sympathischer – Männer sind im Großen und Ganzen vernünftige Geschöpfe. Ich mochte ihn, weil er mir, nachdem er mir einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, freundlich zunickte, dann die Augen schloss und wieder in seinen Schlummer sank. Ich konnte ihn sehr gut verstehen. Krieg ist Krieg, aber der Krieg kann warten – der Schlaf hingegen sollte immer dann stattfinden, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Man konnte ja nie wissen, wann sich die Gelegenheit wieder bieten würde. Dem Äußeren nach entpuppte sich auch dieser dunkelhaarige Kerl als ein Liebhaber des Virtuellen, aber im Gegensatz zu dem Mädchen hatte er keine Angst, es zu zeigen – das enge schwarze T-Shirt betonte angenehm den athletischen Körperbau. Ein bloßes zwei- oder dreistündiges Training im Fitnessstudio oder in einer Spielekapsel würde dem Körper keine solche Kondition bringen – das wusste ich aus eigener Erfahrung. Und so saßen also nun drei Spieler inklusive mir am Tisch. Wir alle kamen aus Runlustia oder einem anderen MMO, das vor kurzem abgeschaltet worden war. Und alle drei von uns hatten Arbeit in Galaktogon angeboten bekommen. Na, mal sehen, was dabei herauskommen würde ...

Nach einer zehnminütigen Wartezeit öffnete sich die Tür und die Herrschaften, wie der Hausverwalter sie genannt hatte, betraten das Büro. Ein schneller und kritischer Blick genügte, um mich fast zu ersticken. Ich sprang sofort auf und begrüßte meine Vorgesetzten mit der üblichen Ehrerbietung, die ich mir als Höfling des Imperators in Runlustia angeeignet hatte. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, dass sowohl das Mädchen als auch der dösende Kerl gleichzeitig mit mir aufsprangen ... Er hatte also gar nicht geschlafen, sondern die Situation mit geschlossenen Augen eingeschätzt. Das machte ihn mir noch sympathischer – es war wirklich schade, dass nur einer von uns den Job bekommen würde.

„Bitte nehmen Sie Platz“, sagte einer der Neuankömmlinge; er nahm unsere Reaktionen als selbstverständlich hin. Er war der Eigentümer von Fabriken, Schiffen, Einkaufszentren, Kinos und was man in unserer Welt sonst noch so besitzen konnte. Sowohl den offiziellen als auch inoffiziellen Angaben zufolge war er schon seit zehn Jahren der reichste Mann auf unserem Planeten und steigerte sein Vermögen jedes Jahr exponentiell. Er war es, dem Galaktogon gehörte, und er war es, der für meine derzeitige Arbeitslosigkeit verantwortlich war.

„Meine Damen und Herren, bitte entschuldigen Sie die Verzögerung“, sagte der zweite Herr, der Präsident unserer leidgeprüften Nation. „Wir brauchten zuerst die vollständige Bestätigung darüber, dass Sie alle unsere Anforderungen erfüllen. Jetzt können wir mit Sicherheit sagen, dass Sie alle unseren Ansprüchen gerecht werden.“

Wir alle? Wollten sie wirklich uns allen Dreien den Job geben, anstatt nur einem?

„Und was an uns ist es, dass Ihre Ansprüche erfüllt?“, schaltete sich das Mädchen sofort ein, völlig unbeeindruckt vom sozialen Status der Neuankömmlinge. Okay, ich werde etwas Nettes über sie sagen – diese Eiserne Lady hatte eine sehr angenehme Stimme.

„Für das Experiment brauchen wir drei Freiwillige, die mit den Feinheiten von Galaktogon überhaupt nicht vertraut sind“, erklärte der erste Herr. „Nachdem wir Ihre Lügendetektor-Freigabeformulare erhalten haben, haben wir eine kurze Prüfung durchgeführt und konnten bestätigen, dass Sie die Wahrheit sagen. Meine Analysten haben recherchiert, was Sie in den letzten zwei Jahren studiert haben – bitte, kein Grund zur Aufregung, Constantine – und sie haben bestätigt, dass Ihnen die Erfahrung mit dem Spiel fehlt. Auf diese Weise haben wir festgestellt, dass Sie drei aufgrund Ihrer Unwissenheit und Ihrer Professionalität genau die sind, die wir brauchen. Sie alle drei sind professionelle Gamer, die noch bis vor kurzem von ihrem Handwerk gelebt haben: Alexis in Runlustia, Constantine und Eunice in Draanmir. Übrigens, warum haben Sie nie mein Spiel in Betracht gezogen?“, fragte der erste Herr plötzlich. „Ich bin beinahe ein bisschen beleidigt.“

„Ich persönlich habe keinen Sinn darin gesehen“, meldete sich das Mädchen erneut als erste zu Wort. Ich achtete darauf, mir ihren Namen zu merken, Eunice ... irgendein uralter Name. „Wenn man die Beste sein will, darf man sich nicht durch andere Kleinigkeiten ablenken lassen. Außerdem hatte ich alle Hände voll zu tun mit der sich ständig weiterentwickelnden Welt von Draanmir.“

„Ich stimme zu“, meldete sich Constantine schließlich zu Wort. Es ist wahr, dass es seine Spuren bei einem Spieler hinterlässt, wenn er für lange Zeit eine bestimmte Charakterklasse spielt – Constantine lehnte sich in seinem Stuhl zurück und löste sich praktisch darin auf, so als ob er unbewusst versuchte, weniger auffällig zu wirken. Da wurde mir klar: In Draanmir muss er ein Dieb, ein Schurke, ein Assassine, ein Ninja gewesen sein ... Der Name mag von Spiel zu Spiel variieren, aber das Konzept bleibt dasselbe – Tarnung multipliziert mit dem Überraschungseffekt. Interessant ... und wer war dann Eunice? „Ich hatte keine Zeit, etwas zu studieren, das mir nicht nützlich erschien.“

Ich zuckte einfach mit den Schultern, um anzudeuten, dass sie nichts Neues von mir hören würden und ich keine große Lust hatte, die Aussagen der anderen zu wiederholen.

„Wenn das so ist, lassen Sie mich bitte den Kernpunkt unseres Angebots erläutern“, begann der Präsident. „Vielleicht kennen Sie die unsterbliche Kurzgeschichte von Mark Twain mit dem Titel ‚Die Eine-Million-Pfund-Note‘?“

Nachdem er bei uns Dreien ein zustimmendes Nicken abgewartet hatte, fuhr der Anführer unserer Nation fort:

„Ausgezeichnet. Das macht meine Erklärung viel einfacher. Mein Freund und ich“, der Präsident nickte dem Mogul neben ihm zu, „hatten vor kurzem eine kleine Meinungsverschiedenheit. Ich glaube nämlich, dass es unmöglich ist, in seinem Spiel irgendetwas zu erreichen, ohne echtes Geld zu investieren. Er hingegen behauptet das Gegenteil – und das, obwohl die Medien sein Projekt bereits als ‚Geldvakuum‘ bezeichnet haben, das die Spieler um ihre letzten Groschen bringt.“

„Sie wollen, dass wir uns ohne jede Investition im Spiel etablieren?“, meldete sich das Mädchen wieder zu Wort.

„Geduld, meine Liebe“, sagte der Mogul mit einem Lächeln, das mich, um ehrlich zu sein, zusammenzucken ließ; ich versuchte, mich ebenfalls in meinem Stuhl aufzulösen. Ich bemerkte, dass die Reaktion des Mädchens ähnlich war, und machte mir eine mentale Notiz, den Allmächtigen dieser Welt niemals ins Wort zu fallen. Das ist nicht gut für die Gesundheit ...

„Wie gesagt“, fuhr der Mogul fort, „wir waren nicht einer Meinung. Und da jegliche Erwähnung echter Menschen, die den Höhepunkt des Spiels erreicht hatten, ohne eine einzige echte Münze zu investieren, äußerst umstritten war, beschlossen wir, ein Experiment durchzuführen. Zu diesem Zweck–“

„Ähem“, hustete der Präsident und zog die Aufmerksamkeit auf sich. „Ich dachte, wir waren uns einig, dass ich derjenige bin, der die Aufgabe erklärt? Während Sie vorankommen, werden Ihnen immer mehr Einschränkungen die Hände binden – und dann viel Glück dabei, einen Ausweg zu finden. Und so haben wir also einen Planeten in Galaktogon erschaffen und auf diesem Planeten haben wir einen bestimmten, einzigartigen Gegenstand versteckt. Ihre Aufgabe ist es, das Spiel von Anfang an zu spielen, diesen Planeten zu finden und zum Schluss diesen besonderen Gegenstand einzusammeln. Ich sollte Ihnen gleich dazu sagen, dass niemand in der Lage sein wird, diesen Gegenstand einzusammeln, ohne die richtigen Fähigkeiten zu besitzen, aber wer es doch schafft, wird einen Scheck in Höhe von einer Milliarde Pfund Sterling erhalten.“

„Wo ist der Haken?“ Diesmal konnte ich nicht anders, als mit der Frage herauszuplatzen. Niemand verteilt einfach so irgendwelche Geschenke – es kommt also jetzt bestimmt noch eine Information hinterher, die jede Hoffnung auf den Gewinn dieses Preises aller Preise zunichte macht. Eine Milliarde Pfund sind ... na ja, alles! Das Geld würde selbst noch meinen Ur-Ur-Enkeln einen sorgenfreien Lebensabend garantieren. Es wäre die Sache definitiv wert, darum zu kämpfen.

„Es gibt an sich keinen Haken. Die Position des Planeten ist nur einigen wenigen Einheimischen des Spiels bekannt – so nennen wir die Nicht-Spieler-Charaktere (oder NPCs) in Galaktogon. Sie werden selbst herausfinden müssen, um wen es sich handelt. Aber auch das ist nicht die Hauptsache. Alle drei von Ihnen werden das Spiel unter bestimmten Umständen beginnen. Einer von Ihnen wird ohne einen einzigen Credit in der Tasche beginnen, wie alle neuen Spieler. Hier muss ich anmerken, dass der Kauf von Credits mit echtem Geld strengstens verboten ist und einen Ausschlussgrund darstellt. Ein anderer von Ihnen erhält ein monatliches Gehalt, das dem Monatsgehalt eines leitenden Forschers entspricht. Dieses wird Ihrem Spielkonto gutgeschrieben. Der dritte Spieler erhält ebenfalls monatliche Zahlungen auf sein Spielkonto, diese entsprechen jedoch dem Jahresgehalt eines leitenden Forschers. Sie können Ihre Gelder ausgeben, wie Sie es für richtig halten ... Also, ich meine natürlich die beiden von Ihnen, die solche Gelder haben werden. Für alle drei von Ihnen gilt jedoch das einzige Ziel, den Planeten mit dem Milliarden-Scheck zu erreichen. Wir werden würfeln, um zu bestimmen, wer welche Rolle übernehmen wird.“

„Aber das können doch noch nicht alle Bedingungen sein, oder?“, fragte ich, wohl wissend, dass ein Spieler mit unbegrenzten Geldmitteln von Anfang an in der Gewinnerposition sein würde. Wie könnte man in diesem Fall ein solches Experiment als objektiv bezeichnen?

„Ja, es gibt noch einige weitere Bedingungen. Der Spieler mit dem Jahresgehalt – oder wie wir ihn nennen werden, der unlimitierte Spieler – darf nur maximal vier Stunden pro Tag spielen. Eine Minute mehr und er wird disqualifiziert. Der halblimitierte Spieler kann nur acht Stunden spielen, während der dritte keinerlei zeitliche Begrenzung hat und so viel spielen kann, wie er will.“

„Warum sollten sich zwei so berühmte Personen wie Sie dazu entschließen, auf drei gewöhnliche Spieler zu setzen?“ Ich stellte die Frage, die wahrscheinlich gleich zu Beginn des Gesprächs hätte gestellt werden sollen. „Ich meine, uns könnte etwas zustoßen. Wir könnten depressiv werden ... oder sogar, ich weiß nicht ... an etwas Ernstem erkranken, so dass wir nicht weitermachen könnten.“

„Genau aus diesem Grund gibt es nicht nur Sie drei“, lächelte der Präsident. „Es gibt insgesamt zwölf Spieler, die gleichmäßig auf die zwölf Reiche des Spiels verteilt sind: Drei professionelle Spieler, die sich auf Galaktogon spezialisiert haben; drei professionelle Spieler, die nichts über das Spiel wissen (das seid ihr drei); drei gewöhnliche, wie ihr sie nennt, Benutzer, die lediglich mit Galaktogon vertraut sind; und drei weitere gewöhnliche Benutzer, die überhaupt keine Erfahrung mit irgendwelchen Spielen haben. Das sind zwölf Spieler, die sich ab morgen auf die Suche nach unserer kleinen Schriftrolle machen sollen.“

„Welche Art von Interface können wir zum Spielen verwenden?“, fragte Constantine.

„Obwohl mir Ihre Frage etwas zu hoch ist, werde ich versuchen, eine Antwort zu geben“, lächelte der Mogul. „Sie können das Spiel entweder im Third-Person-Modus spielen – also mit einem VR-Headset – oder über die somatische First-Person-Schnittstelle – also mit einer Spielkapsel. Ich sollte noch erwähnen, dass das Spiel keine ... aber nein, den Rest werden Sie schon selbst herausfinden. Nun, ich habe eine Frage an Sie. Sind Sie mit den von uns vorgeschlagenen Bedingungen einverstanden und gehen Sie auf dieses Jobangebot ein? Nach unseren Berechnungen könnte die Suche mehrere Jahre dauern, daher sind wir bereit, Ihnen ein monatliches Stipendium in einer Höhe anzubieten, die wiederum der eines leitenden Forschers entspricht. Wir wollen nicht, dass Sie sich während Ihrer Suche Sorgen um Geld machen müssen. Es sind keine Bedingungen daran geknüpft – Sie können von uns aus auch die ganzen zwei Jahre auf Ihrer Couch herumliegen. Alles, was Sie tun müssen, ist, sich das erste Mal einzuloggen. Das heißt, Sie müssen morgen bis 18 Uhr im Spiel sein. Die einzige Einschränkung besteht darin, dass es keine Allianzen oder Teamarbeit unter den Teilnehmern der Wette geben darf. Jeder von Ihnen muss für sich alleine spielen. Es gibt viele Imperien in Galaktogon und Sie werden Ihre Spiele jeweils in Imperien beginnen, die sich im Krieg miteinander befinden. Wie bereits erwähnt, gibt es insgesamt zwölf Stück. Wenn Sie bereit sind, sich auf diese Reise zu begeben, und wenn Sie allen unseren Bedingungen zustimmen, legen Sie bitte Ihre Handfläche auf den Bildschirm.“

Ein Hologramm des Vertrags materialisierte sich vor unseren Augen. Da ich mich hier langsam wie zu Hause fühlte und die Anwesenheit der anderen schon völlig vergessen hatte, begann ich, das Dokument akribisch zu studieren. Egal, welche Goldhaufen auch in der Ferne glitzern mochten, es war zwingend notwendig, mich mit meinen Rechten und Pflichten vertraut zu machen. Ansonsten würde ich niemals darauf eingehen.

„Ich war mir sicher, dass Sie alle zustimmen würden“, sagte der Mogul zufrieden, sobald wir alle drei den Vertrag unterschrieben hatten. „Da das nun geklärt ist, lassen wir also die Würfel fallen. Eunice, da Sie die einzige Dame sind, erlauben wir Ihnen, zuerst zu würfeln ...“

Eunice würfelte eine 17, Constantine eine 12 und Alexis (also ich) eine 9. Zwei 2en und eine 5 sind nicht gerade der glücklichste Wurf, und damit landete ich in der hintersten Reihe ... Tja! Wohl kein unlimitiertes Spiel für mich.

„Und so haben wir also die Reihenfolge der Auswahl festgelegt. Eunice, für welche der drei Spielarten entscheiden Sie sich?“

„Unlimitiert.“

„Bestätigt. Constantine?“

„Die zweite, die halblimitierte.“

„Bestätigt. Und du, Alexis, wirst dann den limitierten Spieltyp spielen. Bestätigt. Somit“, der Präsident erhob sich von seinem Stuhl und forderte uns auf, ebenfalls aufzustehen, „werden Sie alle drei morgen früh von Technikern besucht, die spezielle Galaktogon-Kapseln und VR-Headsets bei Ihnen installieren werden. Das Spiel selbst beginnt morgen genau um sechs Uhr abends. Heute Abend werden Sie hier im Palast untergebracht. Wir wollen sicherstellen, dass Sie Ihre Spielcharaktere ohne Vorabrecherche einrichten werden. Danach ist keine Hilfe mehr eine schlechte Hilfe, verzeihen Sie die Tautologie. Aber jetzt noch nicht. Ach ja! Noch etwas: Bitte benachrichtigen Sie alle Ihre Verwandten, dass Sie bis morgen Abend nicht erreichbar sind. Wir wollen nicht, dass sie sich unnötig Sorgen machen. Alle eingehenden Anrufe sind im Palast blockiert. Ich wünsche Ihnen allen viel Glück und danke Ihnen für die Teilnahme an unserem kleinen Experiment!“

„Bitte folgen Sie mir.“ Der Hausverwalter von vorhin erschien neben uns. „Ich werde Sie zu Ihren Gemächern führen.“

 

„Leute, da wir den nächsten Tag hier zusammen eingesperrt sein werden, schlage ich vor, dass wir das traurige, traurige Dahinscheiden unserer jeweiligen Spielwelten feierlich begehen“, schlug ich bei unserem gemeinsamen Abendessen vor. Gott sei Dank hatten uns die Herrschaften diese essentielle Tradition nicht verboten – seltsam, da wir in verschiedenen Zimmern, ja sogar in verschiedenen Stockwerken untergebracht worden waren, um jede Interaktionsmöglichkeit zwischen uns zu unterbinden. Sie waren seltsame Leute, diese Herrschaften ... Ein Spiel ist schließlich nur ein Spiel – es sollte keinen Einfluss auf das wirkliche Leben haben! Die Tatsache, dass wir uns in der virtuellen Welt hassen könnten, bedeutete nicht, dass wir in der Realität dasselbe für einander empfinden müssten. Ich meine, das wäre ja wie im Kindergarten!

„Einverstanden“, bestätigte Constantine meinen Vorschlag. „Wenn wir schon dabei sind, lasst uns alles aufzählen, was wir über Galaktogon wissen. Es ist dumm, im echten Leben zu konkurrieren – davon werden wir im Spiel noch mehr als genug haben.“

Hatte ich nicht gesagt, dass Männer vernünftige Leute sind...?

„Oh nein“, unterbrach ihn Eunice sofort. „Ich sehe keinen Sinn darin, weshalb du Wissen teilen solltest, das mir helfen könnte, zu gewinnen ... Aber ich bin immer dafür zu haben, gemeinsam abzuhängen ... Kann ich etwas Wein bekommen?“

„Und wir beiden werden uns einen Scotch genehmigen, okay?“ Constantine blickte mich verschmitzt an. Hah! Er dachte, er hätte in mir einen Trottel gefunden!

„Na klar! Wenn wir feiern wollen, dann ist ein Single Malt das einzig Wahre!“

(Drei Stunden später.)

„...Hicks! Und dann kamen wir auf Greifen angeflogen, als alle mit einem Angriff vom Boden aus rechneten. Wir haben den Himmel verdunkelt!“

„... Alex, welche Klasse hältst du für besser – einen Kumpel oder einen Assassinen? Wollen wir wetten, dass ich dich kriegen würde? Ich würde mit Lockvögeln auftauchen und dann ...“

„... Ich war Offizier im besten Clan in ganz Draanmir! Die Neulinge haben mir täglich Tribut gezollt ...“

„... Alle Männer sind Abschaum! Man kann euch einfach nicht trauen! Hicks! Unzuverlässig, ungerecht, schwach ...“

„... Psst! Du weckst ihn noch auf! Halt dich an mir fest! Gut, lass ihn hier – irgendjemand wird ihn morgen früh schon abholen ... Willst du mit zu mir kommen?“

„WAS?! Ich bin eine anständige Frau. ... Entweder zu mir oder nirgendwohin.“

„Ich kann nichts sehen, ich hoffe, das ist es ... Endlich mein eigenes Palastzimmer ...“

 

„Befehle, Herr?“, fragte mein Smart Home nach meiner Rückkehr.

„Alle Anrufe blockieren. Für die nächsten paar Tage existiere ich nicht. Mach mir für morgen Abendessen, das Standardmenü. Und schlage alles nach, was mit dem Spiel Galaktogon zu tun hat.“

„Wird erledigt. Bitte beachte, dass du dein morgendliches Training verpasst hast, was sich negativ-“

„Schalte bitte den Nörgelnde-Ehefrau-Modus ab“, unterbrach ich das Programm. „Mach dich an die Arbeit.“

Der spezielle Galaktogon-Kokon, der wie versprochen von den Herrschaften geliefert worden war, verblüffte mich und weckte meine Neugierde. Die riesige Kiste, die wie ein Raumschiff stilisiert war, nahm praktisch die Hälfte des Raums ein, den ich für meinen Gaming-Schnickschnack vorgesehen hatte. Außerdem war der Kokon ein 2-in-1-Monster von einem Gerät, das nicht nur die Gaming-Kapsel, sondern auch das VR-Headset enthielt. Mit dem Wissen, dass ich es mir später einfach nicht verzeihen würde, das Spiel im Third-Person-Modus zu starten, stieg ich in die Raumschiffkabine und schloss den Deckel. Ein wunderbares Design! Unabhängig davon, wie das Experiment ausgehen würde, würde ich sie darum bitten, mir dieses Wunderwerk zu überlassen.

Vor meinen Augen entfaltete sich ein Bildschirm, auf dem Bilder aufblitzten und den Spieler in einen bestimmten Zustand versetzten – völlige Immersion ...

 

Willkommen bei Galaktogon!

Charaktererstellung abgeschlossen! Startimperium ausgewählt! Bitte wählen Sie Ihren Startberuf ...

 

Okay ... Wenn ich das richtig verstehe, ist mein Charakter, genau wie das Imperium, bereits für mich ausgewählt worden. Na gut, das bedeutet, dass ich mich um weniger kümmern muss. So wie ich es verstehe, bin ich dem Qualian-Imperium zugeteilt worden. Im Moment weiß ich nicht, was das bedeutet, also macht es keinen Sinn, mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Weiter – Name. Man hatte mir bereits einen zugewiesen ... Hmm, okay... Von nun an würde ich „Chirurg“ genannt werden. Ich würde mal nachsehen müssen, wie viele Chirurgen es in diesem Spiel schon gab – so wie ich es verstanden hatte, mussten die Namen in Galaktogon nicht einzigartig sein ... Aber sicherlich hatte bereits jemand anderes diesen Namen gewählt? Seltsam, ich fragte mich, wie das Mail- und Benachrichtigungssystem dann funktionieren würde ... Ich meine, es müsste doch eine eindeutige Kennung geben!

Nun gut, das würde ich auch später noch herausfinden. Da mich das Programm bittet, einen Beruf zu wählen, werde ich das zuerst tun. Was gibt es denn so?

... Marinesoldat, Ingenieur, Navigator, Schütze, Erntehelfer, Wissenschaftler, Schiffskommandant ...

Ich werd' verrückt! Mehr als 50 Klassen, von denen jede ihren eigenen Rang und ihr eigenes System von Fertigkeiten hat! Jetzt verstehe ich, warum diese beiden lieben Kauze uns nicht die Gelegenheit geben wollten, die FAQs zu studieren. Ich hasse es, das zu tun, aber es sieht so aus, als müsste ich wahllos einen Beruf auswählen – die Stärken und Schwächen dieser oder jener Klasse sind mir völlig unbekannt. Ich hatte immer gedacht, dass es bei Galaktogon nur um ein paar Kinder geht, die in Raumschiffen herumfliegen, aber hier sehe ich, dass ein Kommandant nur einer von vielen möglichen Jobs ist! Schwere Entscheidung ...

Da ich zu meinem eigenen Besten lieber nicht zu schlau sein wollte, wählte ich den, von dem ich am meisten gehört hatte.

 

Sie haben sich für die Laufbahn als Schiffskommandant entschieden.

Bitte beachten Sie, dass Sie den Beruf Ihres Charakters noch ändern können, nachdem Sie die Grundausbildung abgeschlossen haben.

Viel Spaß beim Spielen!

 

Ein Lichtblitz und ich verschmolz mit meinem Charakter ... Hallo, Chirurg!

Release - 11. Mai 2021

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